haiku No. 375

vom tannengeäst
schallts durch die stille vorstadt
ringeltaubenruf

© 2019, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

traum

näher
am himmel
wo nur noch
flechten den
fels umhüllen
dort also
wo des tages
geschäftigkeit
weit unter uns
in den tälern
verrinnt
den mond
einatmen und
den sternenstaub

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vollmond

ach mond! du silbrig rundes ding
du wanderst einsam durch die nacht
woher ichs weiß? hab dich gesehen
hab ja kein auge zugemacht

kein wölkchen trübte meinen blick
du strahltest hell in meine welt
ich folgte dir mit wachen augen
der schlaf hat sich nicht eingestellt

schon neigt die nacht dem ende sich
du zogst längst fort aus meinem blick
wenn später ich am kaffee nippe
denk müde ich an dich zurück

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wie neu

auf einer langen bank saß
still ein einsames leben
der es tragen gesollt
hatte achtlos es eben
nur zur seite gelegt
beim karrieremästen
es behinderte ihn
hing an seitenästen
und es bremste zuweilen
oder stoppte ihn ganz
das war wirklich nicht dienlich
seiner jagd nach dem glanz
achtlos jagte er weiter
hatt das leben vergessen
das seit jahren sehnsüchtig
auf der bank still gesessen
bis sein herz eines tages
einen schlusspunkt ihm setzt
er verschwindet. seinen ruhm
nur erinnert man jetzt
eingraviert mit majuskeln
in ein stück vom granit
und ein leben sitzt da
denkt daran wie es litt
so ganz ungelebt bleibt es
und es träumt jenen tag
dass es jemandem passe
der es gern füllen mag

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mit zugehaltenen ohren gefragt

ständig
geräuschvoll
überall laut
als müsse die
existenz durch
motorengeklapper
bewiesen sein
ist es nicht
doch die angst
sonst zu versanden
im bedeutungslos
das hohle gefäße
zum dauertönen
bringt?

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