winterreise im ohr

fremd bin ich eingezogen*
frag mich nicht wer ich sei
hab aufgehört zu fragen
bin aller antwort frei
ich geh so viele jahre
und suche meinen sinn
so oft ich stellt die frage
wusst nie, warum ich bin
hab mir die welt erwandert
in ausgetretnen schuhn
hab viel entdeckt, erfahren
bin müde, möchte ruhn
doch hab ich nicht gefunden
noch meines lebens zweck
und so kann ich nicht rasten
muss stets gleich wieder weg
so haste ich durchs leben
und bin mir selbst ein graus
und so wie ich gekommen –
fremd zieh ich wieder aus*

* die ersten beiden verse aus schuberts ‘winterreise’, 1. lied ‘gute nacht’

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konzert

bamberg

da war
draußen heute
ein sommer
im kühlen saal
das orchester
die singenden
tragend die
im glück enden
atemlos und
erwärmt
heimwärts dann
im frischen
abendwind

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gedanken im konzert

wie sie doch
verschieden sind
während die bässe
noch locker an den
sitz gelehnt dösen
nur um kurz vor
dem auftakt sich
aufzurichten für
ihr spiel
steht die harfe
einer soldatin
gleich aufrecht
im klang ihrer
spielerin zugeneigt
lehnt sie sich dann
behaglich zurück

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probe

ein paar takte noch am abend
arbeit an den stolperstellen
langsam will es besser werden
ein paar takte noch am abend
töne formen harmonien
die mit in den traum sich weben
ein paar takte noch am abend
arbeit an den stolperstellen

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derniere

verlassen die ränge
die stille schreit laut
im halbdunkel die
verwaiste bühne
wo die versatzstücke
einer erzählung
gerade noch im spiel
sehr lebendig
ins endliche dämmern
irgendwann später
werden sie verschwinden
in erinnerung

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