Wegmarke

Auf dem Weg nach Ribeira Barca
Ilha do Santiago, Cabo Verde

Unwillkürlich
verlangsamst
du die Fahrt
Fast beschleicht
dich das Gefühl
leise dich
anpirschen
zu müssen
Die Wand eines
uralten Vulkans
tarnt sich als
schlafendes
Nashorn

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Sesta

São Filipe
Ilha do Fogo, Cabo Verde

Die Sonne
hoch am Himmel
schaut auf die
Stadt mit
gleißenden Augen
Im Flirren der
Luft träge Leere
Der laue Wind
vom Meer herüber
scheint selbst
gebremst und
kann den Schweiß
deiner Haut
nicht trocknen
Jede Bewegung
kostet Energie
Wohl dem der
im Schatten
seinen Platz
gefunden hat

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Fischer

São Felipe
Ilha do Fogo, Cabo Verde

Als die Hähne
noch im Dunkel
die Stadt laut
krähend weckten
fuhren sie
schon hinaus
Durch die Brandung
ruderten sie ihre
bunten Nussschalen
in die unruhige See
zwischen den Inseln
Winzige Farbtupfer
hüpfend im Wellenspiel
das flimmernd und
blitzend die Strahlen
der unbarmherzigen
Sonne zurückwirft
Kommen sie zurück
teilen sie den Fang
Was übrig bleibt
verkaufen sie auf
dem Markt

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Ganz oben

Pico de Fogo, Cha das Caldeiras,
Ilha do Fogo, Cabo Verde

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Vor der Sonne
längst schon auf
Das Licht der
Stirnlampe
muss reichen
Dann
im Aufstieg
mit der Sonne
um die Wette in
die Höhe klimmen
Immer wieder
Atem schöpfen und
den Blick zurück wagen
wo das Dorf zu einem
Haufen Punkte schrumpft
Aufwärts
immer weiter
über Lavafelder
und Zitronenthymian
durch lockeren Tuff
vorbei an Fumarolen die
den Atem stocken lassen
Aufwärts durch die
Steinblöcke die das
letzte Stück zum
Kraterrand säumen
Dann endlich
das befreiende
Gefühl dass du
es geschafft hast

Der Rückweg
ist schnell und
raubt doch die
letzten Kräfte

Am Abend mischt
sich Ehrfurcht in
die Euphorie

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Kreislauf

Cha das Caldeiras
Ilha do Fogo, Cabo Verde

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Welche Kraft
wohnt doch den
Elementen inne
Eingefroren zum
Mahnmal gleichsam
der Moment als
die Lava erstarrte
Den Menschen blieb
hier kein Platz mehr
Sie zogen weiter
um unweit davon
neu zu beginnen
auf ihrem Flecken
fruchtbarer Öde
Zäh ringen sie um
jede Frucht
Wo sollten sie
auch sonst hin
Auf schwarzem
Boden der Caldeira
spürst du die
Winzigkeit der
eigenen Existenz
Und liest die ewig
währende Geschichte
von Werden und
Vergehen
Ende und
Neuanfang

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