farben II

rot
blätternd
züngelt die
jungfernrebe
über das mauerwerk
darinnen die sonne
letzte wärme
verlor

blau
zwischen leuchtenden
blattfingern wie
samtperlen ihre
früchte

weiß
ziehen weidenden
lämmern gleich
wolkenherden durch
die weite des
himmels

gelb
rollt sich ein
teppich aus unter
dem alten gingko
erinnernd an die
vergänglichkeit
alles seins

grün
letztes aufbäumen
saftigen grases in
den verbrannten
wiesen des letzten
sommers

im farbrausch
ahne ich längst
das nahende
grauen

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vertrackt

so lange schon
dauert dein lauf
du kramst auf der
zielgeraden die
letzten kräfte
aus deinem körper
für den spurt
dann
am ende
atem los
merkst du
dass
noch
zwei
runden
kommen
.

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ausblick

das grün ward gelb
aus gelb wird braun
draußen wirds bald
schon grau
die sonne steigt
nicht mehr so hoch
noch ist der himmel
blau

die sonne steigt
nicht mehr so hoch
vergoldet uns
den tag
wärmt nochmal
was um uns, bevor
die kälte kommen
mag

wärmt nochmal
was um uns, bevor
uns mütze schützt
und schal
los, ab hinaus
solang es geht
bald wird der herbst
schon schal

los, ab hinaus
solang es geht
noch ist der himmel
blau
kastanien klackern
laut im hof
draußen wirds bald
schon grau

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heimweg

ein tag
wie eine
schwere tasche
das gefühl
du hättest
nichts geschafft
bis du gingst
in den abend
durch einen tunnel
aus gelb und rot
und es siedelte
in deinem mundwinkel
kaum merklich die
leichtigkeit eines
lächelns

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manchen umweg
beging ich nicht
ob es sich
gelohnt hätte
was schert es
mich jetzt noch?

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