einsames blatt im lenz

ich sitze auf dem kahlen aste
im jahr das erste meiner art
die andern lassen noch nichts gucken
sind etwas ängstlich und sehr zart

die nächte sind doch noch gar frostig
ich trag des morgens weißen pelz
und kommt die sonne und berührt mich
dann flieht er mich mit zartem schmelz

ich sitze auf dem kahlen aste
und recke mich hinauf zum licht
ich hoffe, dass die andern folgen
alleine bleiben möcht ich nicht

manchmal besucht mich eine amsel
ganz hoch im baum, wo man gut sieht
sie putzt ihr glänzendes gefieder
und singt danach ihr schönstes lied

ich sitze auf dem kahlen aste
und seh, was um mich rum passiert
hör meisen streiten, spatzen schwatzen
und ich bin meistens amüsiert

wenn doch nun bald die andern folgten
dann hätt schon bald gefährten ich
wär zwar nicht mehr so einzigartig
doch damit arrangier ich mich

ich sitze auf dem kahlen aste
die knospen wärmt der sonnenschein
und wenn die nächste endlich aufspringt
dann sind wir wenigstens zu zwein

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