dieser tag #sammelstelle

die linden stehn gerade in der vollen blüte
im amselnest die zweite brut fliegt längst schon aus
die milde luft dringt durch die nicht geschlossnen fenster
und wer es mag und kann, den hält es nicht zu haus

heut wird der tag sein licht am längsten dauern lassen
länger als alle andern tage dieses jahres es vermochten
so seht euch satt an saftgen wiesen, allen farben
die blumen, sträucher, bäume uns gerade gönnen

der längste tag wird spät am abend übergehen
in eine kurze zeit, in der die sonne wir nicht sehen
man sagt dann übernehmen zarte elfen kurz die macht

wir werden müde irgendwann am morgen heimwärts gehen
wenn uns die rückkehr unsres sterns mit licht
versehen
bis dahin feiern wir jedoch mittsommernacht

impuls: solsticium

alle texte lest ihr hier: sammelstelle für poetische momente

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

frühsommer

am hohen himmel plustern hohe wolkentürme
der ungstüme wind ist selten einmal still
sonnenstunden, regen und gewitterstürme
ich meine fast, der juni hält sich für april

die linden blühen und die felsenbirnen reifen
in vielen vogelnestern wächst die zweite brut
im grün das falbe reifender getreidestreifen
der waldsee schläft und träumt von sonnenglut

genießt das satte grün, bevor an hitzetagen
alles bezogen wird von einem grauen staub
einzig libellen noch über den ufern jagen

wenn alles tun langsam erstickt vom vielzuheiß
und spärlich schatten bietet nur der bäume laub
und man sich beinah sehnt nach schnee und eis

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

versuch über ein sonett

nun ists der vogelsang der früh die luft erfüllt
und auch am tage hört man wiederholt ihr singen
als wollten sie uns jeder neuen blüte kunde
bringen
davon sich täglich mehr die draußenwelt erfüllt

die stare tragen ihr besterntes ferderkleid stolz aus
die amseln sind am boden ziemlich unvorsichtig
den partner für die brut zu finden ist nun wichtig
die nächsten zeiten werden schließlich anstrengend zu haus

wenn dann die kleinen schlüpften aus dem ei
und hungrig ihre schäbel aufwärts recken
was gibts dann in den nestern ein geschrei!

den armen eltern bleibt fast keine zeit
sie suchen futter in geäst und hecken
bis dann zum ausflug ihre jungen sind bereit

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elegie #sammelstelle

die augen lechzen sehnsuchtvoll nach farben
die nebelschleier ihnen vorenthalten
das dumpfe schleicht sich tief in die gedanken
als stünde alles still und blieb beim alten

ich kann mich selbst zur sehnsucht nicht erwärmen
als wäre jede zukunft hoffnungsloser traum
käm doch die sonne endlich die natur zu wecken
welch zeichen wär das erste grün am baum!

dann könnte vielleicht zuversicht auch sprießen
dass was da kommt für uns zu schwer nicht wäre
mut würde durch die adern wieder fließen

wenn man erinnerte, das nichts für ewig währe
man richtete sich auf, begriffe seine größe
während melancholie im morgenlicht zerflösse

impuls: medientransfer
samuel barber: adagio for strings op. 11

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herbstabend

nacht
gleichmacherin
lichtlos
haltlos für
augenblicke
fehlen kanten
und kontraste
kommen hervor
nur wo einer
ein licht
sticht ins
tuch aus
schwärzestem
grau

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