dieser tag #sammelstelle

die linden stehn gerade in der vollen blüte
im amselnest die zweite brut fliegt längst schon aus
die milde luft dringt durch die nicht geschlossnen fenster
und wer es mag und kann, den hält es nicht zu haus

heut wird der tag sein licht am längsten dauern lassen
länger als alle andern tage dieses jahres es vermochten
so seht euch satt an saftgen wiesen, allen farben
die blumen, sträucher, bäume uns gerade gönnen

der längste tag wird spät am abend übergehen
in eine kurze zeit, in der die sonne wir nicht sehen
man sagt dann übernehmen zarte elfen kurz die macht

wir werden müde irgendwann am morgen heimwärts gehen
wenn uns die rückkehr unsres sterns mit licht
versehen
bis dahin feiern wir jedoch mittsommernacht

impuls: solsticium

alle texte lest ihr hier: sammelstelle für poetische momente

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

alte freunde

wenn man seit
ewigkeit sich kennt
und schaut auf diesen
langen pfad
weiß man, das ist
ein schmaler grat:
was uns verbindet
was uns trennt
ist oft genug nicht
offenbar
uns auf den ersten
augenblick
denkt man dann später
dran zurück
wird einem plötzlich
manches klar
was auch passiert
in dieser welt
sein lassen, auch
zur seite stehn
und freud und leid
des andern sehn
und wie man sich
dazu verhält
gründe, dass diese
freundschaft hält

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

akzeptanz

wir lassen
einander sein
wissend dass
was wir sind
die balance
hält zwischen
einander halten
und einander
aushalten
wir lassen
einander sein
das schützt
davor es sein
zu lassen

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

kurzer abriss

sie waren
unzertrennlich
dann wuchs
ein streit
die unendlichkeit
ging ins exil

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

unendlich #sammelstelle

beide trugen stets die gleichen kleider
und dazu die passenden schuhe
wenn sie sich daran erinnern will
öffnet sie die hölzerne truhe

dann sieht sie die löwenzahnkränze
auf vom sommerwind strubbligen haar
riecht das heu und den wind von der see her
spürt die leichtigkeit die um sie war

denkt an nächtliche gruselgeschichten
liebeskummer und schrammen am knie
diese freundschaft die nie enden würde
auch entfernungen schafften das nie

ach! sie betrachtet die schwarzweißen fotos
sie vermisst ihre freundin so sehr
die schon lang aus dem leben gerissen…
und ihr blick wird ihr darüber schwer

sacht nur streicht sie das foto der freundin
und sie legts mit den andern zurück
schließt die truhe, und denkt ans vergangne
und ihr herz hüpft einmal kurz vor glück

impuls: die schönsten erinnerungen stammen von schlechten ideen, die man zusammen mit den besten freunden erlebt hat.

alle texte lest ihr hier: sammelstelle für poetische momente

© 2025, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.