blick #frapalymo No. 10

Betrachtet, wie in AbendsonneGlut

Die grünumgebenen Hütten schimmern!
Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
O ! daß kein Flügel mich vom Boden hebt,
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich säh’ im ew’gen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen Füßen,
Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldene Ströme fließen.
Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew’ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.
Ein schöner Traum, indessen sie entweicht!
Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht
Kein körperlicher Flügel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren,
Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,
Wenn über uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt,
Wenn über schroffen Fichtenhöhen
Der Adler ausgebreitet schwebt
Und über Flächen, über Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.

(nach Johann Wolfgang von Goethe)

 

impuls: „schreibt ein erasure/blackout gedicht zu goethes abendsonne“

alle texte lest ihr hier: #frapalymo 10nov17: sacht

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aufbruch * #frapalymo No. 10

einmal sollte man… *mascha kaléko

wie groß die welt
wenn wir noch klein
zumindest in gedanken
das fürsorgliche
erltern-nein
setzt dann der freiheit
schranken

wir wachsen stetig
leib und geist
vergrößern ihren radius
aktivitäten werden mehr
von selbst
und weil man
mit muss

und dennoch scheints
als schrumpften arg
dabei der welt optionen
wie sehr haben wir doch
gelernt die grenzen
zu betonen

mal sinds die andern
mal wir selbst
die uns dabei beschränken
was wir nicht ändern
bleibt bestehn
das sollten wir
bedenken

so fangen wir doch
bei uns an manch
grenze zu zerstören
die in gedanken
selbst gesetzt
uns kann die
welt gehören!

impuls: „sucht euch von eurem lieblingsdichter den titel eines gedichts und nehmt diesen als inspiration.“ http://paulchenbloggt.de/2016/11/09/frapalymo-impuls-10nov16/

alle beiträge lest ihr hier: http://paulchenbloggt.de/2016/11/10/frapalymo-10nov16-danach-i/

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cheerio, harry

da ging einer, der mir wirklich fehlen wird. als autor und übersetzer, als type, als mensch.

anderen geht es auch so:

Eine Kerze für Harry Rowohlt

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Mihai Eminescu (zum Todestag 15.06.1889)

Mihai Eminescu

Und Wenn

Und wenn ein Zweig ans Fenster schlaegt,
Und wenn die Pappeln rauschen,
Ist’s dass ich wieder tief bewegt
Dir nahe, um zu lauschen.

Und funkeln Sterne aus dem See,
Erhellend seine Tiefen,
So lindern Sehensucht sich und Weh,
Die lang im Herzen schliefen.

Und wenn der dichten Wolken Ziehn,
Die Mondesstrahlen traenken,
Ist’s, dass ich neu verzaubert bin
Von deinem Angedenken.

(Tradus de Alfred Margul-Sperber)

Romanianvoice

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