winterreise im ohr

fremd bin ich eingezogen*
frag mich nicht wer ich sei
hab aufgehört zu fragen
bin aller antwort frei
ich geh so viele jahre
und suche meinen sinn
so oft ich stellt die frage
wusst nie, warum ich bin
hab mir die welt erwandert
in ausgetretnen schuhn
hab viel entdeckt, erfahren
bin müde, möchte ruhn
doch hab ich nicht gefunden
noch meines lebens zweck
und so kann ich nicht rasten
muss stets gleich wieder weg
so haste ich durchs leben
und bin mir selbst ein graus
und so wie ich gekommen –
fremd zieh ich wieder aus*

* die ersten beiden verse aus schuberts ‚winterreise‘, 1. lied ‚gute nacht‘

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unklar

ein platz
gefunden auf
der langen reise
durch das leben
dieser platz
ein ort zum
ankommen?
ein ort zum
bleiben?
oder doch nur
wieder interim
atem zu schöpfen
neue kräfte
zu sammeln
für das nächste
fortgehen hin
zum eigentlich
ersehnten?

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zustand

manchmal
weiß ich nicht ob
ich ankommen kann
ich spüre dann
den boden unter
meinen füßen
nicht

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wo ist heimat

fragst
du andere
nennt jeder
etwas anderes
die seine
ich bin noch immer
auf der suche
und weiß doch längst
ich kann die meine
nur finden
in mir

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und du? #sammelstelle

da parkt einer, der hat das licht
wohl über seinem ausstieg nicht
abgeschaltet, geht nach haus
morgen siehts für ihn düster aus
und was machst du?
du schaust nur zu

am wochenmarkt ist ein gedränge
zwei jungen ziehen in der menge
nem alten herrn mit fiesem dreh
aus dem jackett sein portemonnaie
und was machst du?
du schaust nur zu

zwei menschen sind da im disput
doch irgendwie läufts gar nicht gut
einer argumentiert viel besser
der andre nicht, er zückt ein messer
und was machst du?
du schaust nur zu

wie wärs für dich, wenns dich getroffen
man schaut, kannst nicht auf hilfe hoffen
weil jeder denkt ihn träf es nimmer
und überhört dann dein gewimmer…
was tust du dann?
fang lieber an
weil alles auch uns alle trifft
gehts dich ganz sicher an

29. impuls – tun

alle texte lest ihr hier: sammelstelle für poetische momente

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