ghasele über löwenzahn

mein weg gesäumt von kleinen sonnen
die überall im randgrün stehen

sie strahlen wie sattgelbe dotter
ich kann sie schon von weitem sehen

es ist egal wie schlimm der tag war
ich lächle im vorübergehen

die sonnen werden greisenhäptig
ihr weiß wird bald der wind verwehen

doch scherts mich nicht, weiß doch, daneben
werden neue sonnen schnell entstehen

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Reklamation

wenn ich verträumt auf den kalender seh
dann merke ich, dass mir was fehlt: der schnee
da sollte doch schon längst der winter sein
wo ich durch trübe graue tage geh
wo ist der raureif auf den nackten zweigen
warum ist noch kein eis auf unserm see?
wenn doch der wald gar nicht verschneit ist
wie find ich in der dämmerung das reh?
nun geht das jahr in kurzer zeit zur neige
es dunkelt und die kälte zwickt im zeh
und wie ich es auch wende, wie ichs dreh
es ist nicht wirklich winter ohne schnee

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abendghasel

längst ging die sonne schon nach haus
der mond watet im wolkensee

er sieht noch etwas mager aus
und kickt mit seinem rechten zeh

schwungvoll und ernsthaft gut gelaunt
die wolkenwatte fast wie schnee

betrachtet dabei sehr erstaunt
mein schmunzeln, als ich ihn anseh

wir zwinkern beide einvernehmlich
proste ihm zu mit meinem tee

huldvoll nickt er zurück, weil nämlich
er weiß, dass ich nun schlafen geh

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wer weiß. #frapalywo No. 7

immer erfüllst du deine pflicht
ganz sichre bank. vielleicht auch nicht*

bleibst ruhig wenn der hafer sticht
hast dich im griff. vielleicht auch nicht

du hörst gut zu, wenn jemand spricht
suchst zu verstehen. vielleicht auch nicht

du siehst im dunkel stets das licht
so glauben wir. vielleicht auch nicht

für andre übst du gern verzicht
bist großzügig. vielleicht auch nicht.

zum lobe schrieb ich dies gedicht
vertraue mir. vielleicht auch nicht

*impuls: gleiche schlusszeile für alle: „vielleicht auch nicht“ – die zeile stammt aus dem gedicht „windgriff“ von hans magnus enzensberger

alle texte lest ihr hier: #frapalywo tag 7, text 7 – geborgte schlusszeile/geborgte worte

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ambivalenz #frapalymo No. 30.1

wir leben in der steten unbeständigkeit
stets wechselnd lang das dunkel und das licht

des tages wetterlaunen auch noch obendrein
und oftmals dann ertragen wir es nicht

ists hybris uns hinweg zu setzen über die
gegebene begrenztheit unsrer augen sicht

ist längst doch klar es hat ja einen sinn
da manches auch im dunkel sich verkriecht

zuweilen zieh ich gerne nachts das lichtlos
wie die sterne strahlen ohne fremdes licht

doch mag ich auch den mond sehr der ganz ohne
die sonne nur ein fels wär rund und schlicht

impuls: „licht“

alle texte lest ihr hier: #frapalymo 30nov18: ominösitäten

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