gedanken am lindenzweig

meine geschwister
wandern schon
täglich ziehen sie wieder
im leuchtend gelben
reisekleid
dem wind als ein gefieder

ich bleibe noch
weiß ich doch nicht
wohin wirds mich verschlagen
kein blatt kehrte
jemals zurück
so kann ich keines fragen

noch wiege ich mich
hin und her
vom herbstwind eingeladen
frag mich was mir
beschieden wird
auf meinen wanderpfaden

jetzt weiß ich es! ich
ziehe hin
wo dicke blätterhügel
in ruhe liegen bleiben als
winternest für den igel

© 2019, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

immer

dort
hängt der mond
du siehst ihn nicht?
durch dichte wolken
dringt kein licht
doch ist er oben
stets zugegen
begleitet dich
auf deinen wegen
so ists mit mir
glaubst du mich fort
bin in gedanken
ich an bord

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verwirrend

die sonne schien grad, nun fällt regen
grad toste wind, nun ist es still
tagtäglich muss ich überlegen:
es ist september, nicht april

und dieser wird uns bald verlassen
grandios in farbengaukelei
und wie ich will kann ich es drehen
oktober folgt, und nicht der mai

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zusammenfassung

der sommer ist schon fast vergangen
indes beschleicht sie das gefühl
er hätte gar nicht stattgefunden
weiß nichts was sie erinnern will

wie war es denn? sie gräbt sehr lange
nach spuren, die geblieben sind
sie sichtet wundervolle fotos
doch in ihr drin ist alles blind

sie wollte licht und leichte atmen
doch schwer drückte die einsamkeit
ließ sie schon in der sonne frieren
und bald kam schon die kalte zeit…

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abendreim

zur ruhe legte sich der wind
der dunkle hof ist längst verwaist
im mauerwerk klaffen schon scharten
aus welchen helles licht noch gleißt

von fern grüßt mit geschäftigkeit
murmelnd die immer wache stadt
die bühne für den schönen schein
die platz für müdigkeit nicht hat

ich lass den trubel trubel sein
und lehne mich entspannt zurück
im rotwein tanzt das kerzenlicht
ein kleiner augenblick voll glück

und wenn das glas zur neige geht
wird dunkel bald darauf das zimmer
ich gleite langsam in den schlaf
und träume bis zum morgenschimmer

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