september-elegie

der sommer kam nochmal zurück
er wärmt die haut die gestern fror
fahl ist doch schon der sonne blick
mir kommts wie eine täuschung vor

ich trau dem frieden nicht so ganz
wohnt doch schon längst der herbst in mir
und so erwarte ich blättertanz
und nebeltage vor der tür

ich blicke auf und sehe licht
im hof das frohe kinderspiel
meine gedanken stört das nicht
sie werden grau in mir und still

in meiner seele dämmerts schon
ich hab die schwermut längst im blick
es fehlt der vögel zwitscherton
auch wenn der sommer kam zurück

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

unübersehbar

man kann das ende ahnen
august wird langsam greis
das grün des laubs vergilbt längst
der tag ist nicht mehr heiß

der morgen bummelt merklich
bis er erhellt den tag
der abend klopft schon eher
die sonne steigt nur zag

im unterholz stehn schirmchen
und auf der wiese auch
die hagebutten glühen
im lauen sommerhauch

die brut des sommers, flügge
trainiert längst für den flug
zu wärmeren gefilden
im großen vogelzug

schon überkommt mich trauer
weil ich es längst schon weiß
was all die zeichen sagen:
august wird langsam greis

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

relative reime

vorbei so schnell die augenblicke
wie zäher honig zieht die zeit –
unser empfinden ist variabel
das was mir nah, erscheint dir weit

so miss nur fleißig, plane, takte
glaub nur, du hast alles im griff
doch das persönliche erleben
erhält auf gleichmaß keinen tüv

vielmehr entscheidet, ob gefürchtet
oder erwünscht die sache ist
ob komfortabel sie erreichbar
oder bedrohlich kurz die frist

so kann ich warten auch beim eilen
anscheinend leicht auf schwerem pfad
während mich eines macht verdrießlich
lockt mich das andere zur tat

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

verlauf

sie kamen sich abhanden
und wussten gar nicht wie
wars doch, als sie sich fanden
so schiens, wie poesie

sie konnten sich nicht lassen
den kleinsten augenblick
liebe, die kaum zu fassen
so ehern schien ihr glück

so meinten sie ganz heiter
es bliebe stets dabei
sie machten also weiter
und dachten nichts dabei

doch würd das ganze trübe
und öde zog herein
und ihre große liebe
schien kleiner nun zu sein

und dann bekam sie risse
erst zart, dann größer auch
schmerzhaft waren die schlüsse
wo feuer, da auch rauch

sie fingen an zu schieben
einander zu die schuld
bis nichts übrig geblieben
von güte und geduld

bis endlich sie verstanden
dass ihre zeit nun um
sie kamen sich abhanden
und wussten nicht warum

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

hommage auf einen luftikus

ach wind, mein steter wegbegleiter
bist auch unsteter zeitgenosse
wenn ich mich dir stellen möchte
zogst du immer längst schon weiter

es ist nicht nur derselbe fluss
in welchen niemand zweimal steigt
es ist auch nicht dieselbe luft
die einer zweimal atmen muss

du bist ein wind und dennoch viele
zeigst vielfalt und verschiedene namen
ich sehn mich nach dir, fürchte dich
und liebe deine sanften spiele

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.