berichte von einsamkeit

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da sitzt er nun, das bier vor sich längst schal
an jedem langen tag, sobald es dunkelt
empfindet er sein dasein nur als lange qual
die küchenfunzel als das einzige, was funkelt

an jedem langen tag, sobald es dunkelt
vermisst er sie, auch noch nach vierzehn jahren
die küchenfunzel als das einzige, was funkelt
im bild, das zeigt, wie glücklich sie einst waren

vermisst er sie, auch noch nach vierzehn jahren
fehlt seinem leben nun der rote faden
im bild, das zeigt, wie glücklich sie einst waren
kann er doch nur erinnerungen laden

fehlt seinem leben nun der rote faden
die tage sind ihm ganz bedeutungslos
kann er doch nur erinnerungen laden
er kommt von seiner trauer doch nicht los

die tage sind ihm ganz bedeutungslos
empfindet er sein dasein nur als lange qual
er kommt von seiner trauer doch nicht los
und sitzt da nun, das bier vor sich längst schal

© 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

kommen und gehen

du fragst mich
woher ich komme
weißt du denn
wo du bist
und ist es
station nur oder
dein festes ziel
und
woher überhaupt
willst du wissen
dass ich komme
vielleicht
bleibe ich
ein ganzes leben
jemand der
keinen ort hat
vielleicht
bin ich längst
angekommen im
gehen

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bis aschermittwoch!

ach, setzt euch nur die maske auf!
entkommt der welt für einen tag
vergesst das was euch niederdrückt
da ist kein morgen, nur ein jetzt

entkommt der welt für einen tag
als kind dacht ich, ich könnt das auch
da ist kein morgen, nur ein jetzt
und was man möchte, kann man sein

als kind dacht ich, ich könnt das auch
man schüttelt alle sorgen ab
und was man möchte, kann man sein
spürt einen hauch von leichtigkeit

man schüttelt alle sorgen ab
vergisst die welt um sich herum
spürt einen hauch von leichtigkeit
die illusion wird gern geglaubt

vergisst die welt um sich herum
als wäre das das große glück
die illusion wird gern geglaubt
bis dann der neue tag anbricht…

als wäre das das große glück
vergesst das was euch niederdrückt
bis dann der neue tag anbricht…
ach, setzt euch nur die maske auf!

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disput

tief
fliegende
worte
hart prallen sie
splittern und gehen
unter die haut
unter ihnen
durchzutauchen
eine unmöglichkeit
mit der kleidung
am abend
einige abschütteln
die andern werden
ihre wuchtige
macht erst noch
entfalten

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winterreise im ohr

fremd bin ich eingezogen*
frag mich nicht wer ich sei
hab aufgehört zu fragen
bin aller antwort frei
ich geh so viele jahre
und suche meinen sinn
so oft ich stellt die frage
wusst nie, warum ich bin
hab mir die welt erwandert
in ausgetretnen schuhn
hab viel entdeckt, erfahren
bin müde, möchte ruhn
doch hab ich nicht gefunden
noch meines lebens zweck
und so kann ich nicht rasten
muss stets gleich wieder weg
so haste ich durchs leben
und bin mir selbst ein graus
und so wie ich gekommen –
fremd zieh ich wieder aus*

* die ersten beiden verse aus schuberts ‘winterreise’, 1. lied ‘gute nacht’

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