winterreise im ohr

fremd bin ich eingezogen*
frag mich nicht wer ich sei
hab aufgehört zu fragen
bin aller antwort frei
ich geh so viele jahre
und suche meinen sinn
so oft ich stellt die frage
wusst nie, warum ich bin
hab mir die welt erwandert
in ausgetretnen schuhn
hab viel entdeckt, erfahren
bin müde, möchte ruhn
doch hab ich nicht gefunden
noch meines lebens zweck
und so kann ich nicht rasten
muss stets gleich wieder weg
so haste ich durchs leben
und bin mir selbst ein graus
und so wie ich gekommen –
fremd zieh ich wieder aus*

* die ersten beiden verse aus schuberts ‚winterreise‘, 1. lied ‚gute nacht‘

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vorzeichen

im park blühn immer noch die kahlen krähenbäume
doch lässt die sonne sich schon täglich länger zeit
flutet mit helligkeit nun häufiger die räume
o wie ich schon von einem nahen frühling träume!
erkenne erste zeichen, bald ist es so weit

im frühen morgendämmern klingt der schlag der meise
kastanienknospen glänzen wie ganz frisch lackiert
das erste frische grün streckt sich heraus schon leise
die amsel zetert schon auf die ihr eigne weise
ein jedes wartet, dass der lenz nun bald passiert

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nachdenken über zeit

wie klebrig zäher honig tropfen die minuten
in diesen tagen oftmals im büro
beim blättern des kalenders jedoch mein ich
gleich februar, mir ist noch gar nicht so

ich schau zur uhr, wo der sekundenzeiger
die zeit in immer gleiche teile hackt
und doch fühlt man ganz unterschiedlich, je nach
eignem tun den einen oder andern takt

es ist so wie mit welligem gelände
bergauf bremst einen irgendwann der eigne lauf
bergab jedoch geht es doch ganz behende
zusammen hebt dann eins das andre auf

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haiku No. 475

morgens dämmerlicht
auf dem fusweg ins büro
erster meisenschlag

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rondell vom säen

hab die kleinen kerne
in die lockere krume gelegt
sollen ins frühjahr wachsen
in die lockere krume gelegt
werden viele gut gedeihen
kümmern sicher auch ein paar
in die lockere krume gelegt
hab ich alle meine hoffnung

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