an einen baum

sag, was habe ich getan
dass du ständig nach mir wirfst
kleine grüne morgensterne?

streifen stachelnd meine haut
schlagen auf und geben frei
frische glänzend braune kerne

ich schaue lächelnd zu dir auf
ich weiß ja, dass dus nicht so meinst
raschelst sanft mit deinen blättern

ich sammle zwei kastanien auf
steck sie mir in die taschen ein
als handwärmer bei diesen wettern

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

wünsche

für den hunger ein brot
sauberes wasser zum durst
einen groschen zur not

winterlandschaft mit schnee
rasten am gipfelkreuz
sonnenaufgang am see

einen klaren verstand
eine kluge idee
notfalls werkzeug zur hand

zeit ganz für dich allein
einen freund der verlässlich
einen leckeren wein

eine hand die dich hält
eine seele die liebt
einen platz in der welt

© 2019, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

halbmond nach dem regen

in einer pfütze sieht der mond
noch einen, der dort scheinbar wohnt
und glotzt zurück

der sieht genau so aus wie er!
er fragt sich, obs ein zeichen wär
von großem glück

denn wie dem andern fehlt ihm was
der andre hat grad eben das:
das gegenstück

gleiches gesellt sich gern und oft
meint nun der mond gewitzt und hofft
und träumt verzückt

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abendgedanke

im lindenbaum
hängt (ziemlich schief)
der schmale mond

gleich neben ihm
ein gelbes blatt
das noch dort wohnt

das zählt die tage
bis es dann
zu boden fällt

ganz ungerührt der mond
nimmt zu, nimmt ab
zieht durch die welt

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nachtreim

ich bau dem mond
der schmal und blass
ein warmes nest

ich polstre es
dass es kommod
sich liegen lässt

ich lad ihn ein
komm, hier ists warm!
und deck ihn zu

er leuchtet still
und lächelnd schläft
er ein im nu

nun wirds auch für
mich zeit
da ich so müde bin
ins traumland ist
es weit

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