modernes übel

die
vielen worte
sätze texte
die antworten
was nutzen sie
wenn nicht ein
hören ein
verstehen sie
leitet
so viel lärm
an einander vorbei
und irgendwo im
silbenhaufen
der sinn

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erklärung

dieses dunkel
das alle räume
verschluckt und
die grenzen
dieses dunkel
vernebelt den blick
und dämmt doch nicht
den lärm
dieses dunkel
das alle dinge
überwuchert wie
eine eilige flechte
schwer
darunter noch die
sonne zu sehen

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28. dezember

das jahr wird alt
der himmel schal
die welt ist kalt
die hoffnung schmal

der himmel schal
rau weht der wind
die hoffnung schmal
die herzen blind

rau weht der wind
die liebe darbt
die herzen blind
seelen vernarbt

die liebe darbt
lass sie uns hegen
seelen vernarbt
sie netzt ein regen

lass sie uns hegen
die zart nur spross
sie netzt ein regen
das eis zerfloss

die zart nur spross
ich schützen will
das eis zerfloss
die welt ist still

ich schützen will
was blieb an glut
die welt ist still
noch nichts ist gut

was blieb an glut
die welt ist kalt
noch nichts ist gut
das jahr wird alt

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berichte von einsamkeit

16

sie saß
im halbdunkel
ihre knochigen hände
im schoß verschränkt
sie sah die sonne
hinter dem grauweiß
verschwinden
der alte regulator
zerhackte die stille
das bunte papier
hatten ihre hände
glattgestrichen und
vorsichtig gestapelt
die bänder aufgerollt
auf dem schartigen tisch
das ihr zugedachte
(pralinen und tonikum)
und die verblassende
erinnerung an diese
eine stunde da
das leben auf der
durchreise war
das lachen der
kinder das singen
die wärme ihrer küsse
wenn sie ihre gaben
entdeckt hatten
bis die eltern zum
aufbruch mahnten
im takt der zeit
den sie nun wieder
hören konnte dort
im zwielicht sitzend
die hände im schoß
in wachsender
dunkelheit
wartend
auf die
sterne

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heilige nacht

die stadt
verstummte
in privaten
wurde es längst
gemütlich
ein gebeugter mann
mäandert einsam durch
den matschigen restschnee
zielstrebig nach irgendwo
seine besinnlichkeit
haucht er nebelnd aus
mit jedem atemzug

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