kurzer abriss

sie lebte einsam
jedoch nicht allein
war doch der zweifel
mitbewohner schon seit jahren
hatte sanft einst geklopft
sie ließ ihn ein
und er trieb seine wurzeln
tief in sie hinein

so kam es, dass
allmählich sie als gast
in ihrem haus sich
und im leben fühlte
alle gewissheit festigte
sich längst zur last
dass ihre existenz
zur außenwelt nicht passt

der zweifels früchte
reiften, trieben aus
sie fielen ja auf
gut genährten boden
sie trieben gänzlich
neue blüten aus
und lockten so die angst
zum einzug in ihr haus

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flüchtiger moment

heute
sah ich sie
seit langem zum
ersten mal wieder
sie lief mit
jemandem den ich
nicht kannte
untergehakt und
so vertraut
ich erkannte
sie sofort
jedoch
die leichtigkeit
ging vorüber als
wären wir uns
fremd

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zeitrechnung

ihre woche
zählte fünf tage
fünf tage
da sie früh
sich erhob und
begab auf den weg
der aufgaben und
der pflichten
sie schienen dem
sein einen sinn
zu geben und
auch freude
fünf tage spüren
was vielleicht
leben sein könnte
an deren rand
begann das
haltlose das
verloren sein
vergaß sie sich
hörte auf zu
existieren

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genug

überdrüssig
des wartens auf
den tag da die
eigene fremdheit
verschwindet
niemandem mehr
nötig scheint mich
mir zu erklären
vertrauen nicht
mehr kleingenagt
wird von angst
genug des wartens
wann endet das
endlich das
gar nicht
begann

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vom weg

tasten
nach halt
im steten
straucheln
nur fußspitzen
noch im kontakt
zu den gründen
und zum fliegen
zu schwer

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