vom wege

jetzt ist die zeit
da die jungfernrebe errötet
ob des anblicks sich
entblößender bäume

letzte beeren schwärzen
um jeden raren strahl
einer flachwandernden sonne
noch umzuwandeln in süße

im schatten rauer stämme hat
irgendwer winzige samtschirme
zwischen weiches moos und
raschelndes laub gesetzt

nun dauert es nicht mehr lang
dass in klaren funkelnden nächten
den pfützen die spiegel
erblinden

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

frage

ob
kastanien in
taschen bleiben
oder doch
bilden das material
einer herde geschöpfe mit
röhrenbeinen

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elegie

ich laufe durch die straßen meines viertels
sie sehen anders aus als kürzlich noch im mai
die sonne streift längst nicht mehr jede ecke
kastanien geben ihre kinder frei

der rauwind macht die lindenkronen schütter
die schnecken suchen langsam ein quartier
den winter still und starr bald zu verschlafen
wir sind im jahresviertel nummer vier

die ersten menschen tragen warme kutten
die ersten stühle werden reingestellt
der sommer schwindet langsam aus dem sinn

ich zähl an allen zweigen hagebutten
und frage für mein dasein in der welt
in welchem meiner viertel ich denn bin

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abschied

au revoir, herr september!
du willst nun von uns scheiden
die verwandlung schafft klarheit
es ist jetzt an der zeit

du willst nun von uns scheiden
in der kälte der herbstnacht
es ist jetzt an der zeit
blätter bunt wie konfetti

in der kälte der herbstnacht
erste fröste sich senken
blätter bunt wie konfetti
rascheln auf allen wegen

erste fröste sich senken
deine sprache wird härter
rascheln auf allen wegen
nebel lösen konturen

deine sprache wird härter
die verwandlung schafft klarheit
nebel lösen konturen
au revoir, herr september!

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wandel

ungestüme winde
rütteln wild an ästen
die verärgerten bäume
werfen stachelgeschosse

die letzten kornellen
schwarz, weich und süß
pflücke ich rasch im regen
von der hand in den mund

deutlich schon der wandel
graukühle am morgen
der september am ende
und das jahr wird nun alt

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