klarstellung #lyrimo No. 16

zwei männer disputierten übers lesen
der eine sei nie krimifan gewesen
er sprach: ‚ob mit/gift oder ohne,
sowas kümmert mich nicht die bohne!‘

impuls: mitgift

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laudatio auf einen durchschlag. #lyrimo No. 14

ich will ein loblied dir heut singen
brauch dich doch schon im morgenlicht
wenn ich früh meine beeren wasche
ich weiß schon, du bist nicht ganz dicht

was vieles andre nutzlos machte
ist, was man sich von dir verspricht
und du hältst tapfer das versprechen
nein , dicht, das bist du wirklich nicht!

was ich auch oben in dich fülle
einiges davon hältst du nicht
flüssigkeiten lässt du fließen
wärst du ganz dicht, ginge das nicht

was ich schlussendlich in dir finde
gereinigt mir genuss verspricht
ich seh zuweilen einen vorteil
drin, wenn man nicht ganz dicht

impuls: das bisschen haushalt

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berichte von einsamkeit #lyrimo No. 13

15

damals
als die träume
geboren wurden
dieses damals
taucht manchmal noch
im nebel auf
diese träume von
der goldenen zukunft
in schönheit
und glück
unfassbar glitten
sie ihm aus den händen
die nach dem
glas greifen
im rausch der jahre
entglitten ihm
die menschen
sein thron dieser
zerschlissene hocker
links am tresen
der letzte knopf am
fadenscheinigen sakko
spricht von
besseren zeiten
einst und
ein funken würde
strafft zuweilen
kurz seinen leib
der ihm das
nächste glas hinstellt
schweigend
weiß davon
nichts

impuls: märchenprinz im morgenmantel

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…und so gehts #lyrimo No. 12

wenn da
ein messer ist
für aromatisches
und scharfe schoten
wenn da
ein wasser ist
und etwas salz
wenn da
ein herd ist
den harten teig
im wasser zu wandeln
und ein gutes öl
aromen zu befreien
wenn da
ein tisch ist
daran jemand den
harten käse reibt
wenn dann
alles gute
zusammenkommt auf
den tellern und
um den tisch
dann wird es
gut

impuls: ein spaghetti-rezept

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cliffhanger #lyrimo No. 11

…und darum wird beim happy end / im film jewöhnlich abjeblendt.
kurt tucholsky

und darum
weil es dann
vorbei
und niemand mehr
etwas ersehnt
wird beim happy end
im gehen die zufriedenheit
in filmmüden gesichtern breit
man endlich sich nach hause gähnt
wo dann das elend wartet täglich
im film jewöhnlich abjeblendt
das leben hat kein happy end
man sieht nichts
doch es bleibt.
unsäglich
ein tor
wers paradies ersehnt
wenn nach schönem graues wolkt
heißts bis zum schluss
fortsetzung folgt…

impuls: „und wenn die geschichte glücklich endet – wird ausgeblendet…“

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