Die Truhe schließen

Du fragtest mich
‚Weißt du noch?‘
Willst mit der Frage
eine Leiter knüpfen
hinabzusteigen in den
Keller der die Versatzstücke
unserer Berührung in der
alten Truhe aufbewahrt
Ich erinnere die
Momente des Schwebens
als wir glauben wollten
an die Ewigkeit
Ich erinnere das Gefühl
auf der Stelle zu treten
als du dich sicher wähntest
Ich erinnere das Gefühl
des Schmerzes als du
dich zurückzogst auf
eine lange Flucht
vor dir selbst
Und just in diesem Moment
erinnere ich mich daran
warum diese Erinnerungen
in der Truhe im Keller
liegen

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Schlaflied, 1987

Still, mein Kindchen,
schlafe ein,
schließ Deine
Äuglein zu.
Dass Du ruhig
träumen kannst,
singe ich dazu.
Vieles ist
heut geschehn,
und Du wirst
müde sein.
Bald ist Zeit
schon aufzustehn,
drum schlaf
jetzt ein.

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Erinnerung

Dort links am Fenster
wo im Winter die
Eisblumen blühten
Wo Großmutter die
Kohlen längst nachgelegt
hatte als du aus dem
warmen dicken Daunenbett
dich herausschältest
Wo der Kakao auf
der heißglühenden
Herdplatte schon
sämig wurde während
du noch mit den
klammen Kleidern rangst
Dann kam die Zeit
der aufgebackenen Brötchen
und der Geschichten deren
Quelle in Großmutters
Erinnerung nie erlosch

id1597978_20140213-172506

http://springorumkunst.wordpress.com/2014/02/13/morgen-morning/

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1911/12

– zu einem Foto von Ciprian Fita –

Auf dem
Kontinent aus
Fels Schnee und Eis
Warm verpackt
in dicke Pelze
deren Haarenden
der Frost zu
harten Spitzen
verwirbelt hat
Zwei Männer
bereit zum Lauf
Nie sah man sie
Seite an Seite
Dieser Ehrgeiz
Den Einen
brachte er um

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Ende

Tischtuch zerschnitten
Was mach ich mit meinem Stück
Nähe mir einen
Beutel in dem die guten
Erinnerungen wohnen

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