frühherbst

an ihre blätter häkelt die kastanie braune spitzen
die dunklen nächte sind nun schon empfindlich kühl
der himmel trägt Merino in verschiedenem grauton
die sonne schafft es durch das grau zu blitzen

der wind wird ungestüm und rüttelt an den zweigen
der weiße wein ist prall und hellt von innen auf
der feuchte wald ist voll von allerlei gerüchen
im holz, dort wo sich hundert kleine schirme zeigen

ich greife meinen korb und fülle mit maronen
ihn und mit butterpilzen bis zum obren rand
heut abend wird ein würzig mahl den ausflug lohnen

im heimgehn deckten meine frisch geborgnen schätzchen
die heide die ich brach, die gräser die ich fand
so weise ich dem herbst in meinem haus ein plätzchen

© 2015, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

erinnerung

einmal wieder mit dir durch die tage wandeln
unbeschwert und froh wie einst vor langer zeit
als wir kleine schätze voller ehrfurcht bargen
um abends ernst um ihren tausch zu handeln

neulich fand den hühnergott ich wieder
wir staunten durch sein Loch den himmel an
wir träumten dass wir wie die sterne zögen
und nachts von oben blinzelten hernieder

ich spüre still für mich des steines kühle
ich wiege ihn ganz sacht in meiner hand
und mir wird klar wie lange du schon schweigst

ich seh den ort wo ich den stein einst fand
ich misse wie du dich zu mir hin beugst
und wirbelst mir durch allerlei gefühle

© 2015, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

[Wie ist der Lenz] Sonett

Schon zeigen sich die kleinen grünen Spitzen
an meinem Fliederbäumchen vor dem Haus.
Mit Macht zieht es uns nun ins Freie raus,
wo zwischen Gräsern Gänseblümchen blitzen.

Der Winter hat wohl noch nicht aufgegeben.
Ganz eisig fährt er manchmal noch herein.
Doch bald schon wird die Sonne stärker sein.
Mit ihren Strahlen lockt sie neues Leben.

Die Amseln zetern wieder, was das Zeug hält.
Es geht wohl um den besten Platz im Baum.
Durchs Fenster höre ich, wie fern ein Hund bellt.

Nachts schleicht die Liebe sich in meinen Traum.
Im Blumenkasten leuchten Hyazinthen
wie frisch gefärbt in königsblauen Tinten.

© 2015, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

Zur Nacht

Der Tag hat dir heut zugesetzt, die Kraft dir ganz genommen.
Fühltest dich völlig ausgelaugt. Das Denken wurd schon trüb.
Verzweifelt überlegtest du, was wohl gutes dir heut blieb.
Dir fiel nichts ein. Da hab ich dich nur in den Arm genommen.

Ich hielt dich fest und streichelte dir sanft nur deine Wangen.
Es war gar nicht so leicht für dich, den freien Fall zu wagen.
Was dich so mitnahm, wusstest du nicht so genau zu sagen.
Und irgendwie warst du noch lang in deinem Tag gefangen.

Da lagst du nun, und langsam erst zog über die Gedanken
ein leiser Frieden, bettete dich endlich warm und weich.
So fielst du nun ins Wolkenbett direkt in Morpheus‘ Reich.
Und fort waren die Sorgen, die hinab zum Grund nun sanken.

Bevor dich Traum umfängt, will ich dich schnell noch küssen.
Und morgen beim Erwachen werden wir nur davon wissen.

© 2014, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

Aus den Märchen

Was wir doch schon als kleine Kinder lernten:
Er muss bestimmt drei Prüfungen bestehen.
Wahlweise sie, die Triebkraft eines Märchens,
damit das schöne Ende kann geschehen.

So fieberten wir mit dem armen Mädchen,
mit stolzen Jünglingen mit nichts als Idealen.
Wir schlugen Riesen in die Flucht und böse Hexen,
und litten mit der Helden Höllenqualen.

Nun, da wir groß sind, scheinen unsre Tage
so alles Andere als irgend märchenhaft.
Und manches Mal wär es gewiss uns dienlich,
hätten wir nur etwas von der Zauberkraft.

Auch uns stellt dieses Leben manche Fallen,
und viele Prüfungen sind ständig zu bestehen.
Nicht alles löst sich auf in Wohlgefallen.

So sind wir mutig oder wolln verzagen
an diesen Wundern, die wir so gern sähen.
Solln sie geschehen, müssen wirs wohl wagen…

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