Kindheitsmoment #frapalymo No. 22 *

Seltsam
wie dieser
Duft meine
Erinnerung belebt
an die Tage da
das Fieber mich
ins Bett zwang
und Mutter mir
die Kanne mit
dem heißen Tee
neben meine Bücher
auf den kleinen
Tisch stellte
Noch einmal fühlte
ihre Hand besorgt
meine Stirn
bevor sie zur
Arbeit eilte
Mittags
wenn sie wieder
heimkam würde
sie mir eine
Mandarine schälen
Bis dahin aber
behütete mich
der Duft ihres
Kamillentees

* Impuls: das Nahe und Vertraute

© 2013, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

Funkstille #frapalymo No. 20 *

Auf dem
raugescheuerten
Holz des großen
Küchentischs
sorgsam gefaltet
ein Zettel

Sofort hatte sie
ihn entdeckt
lief hin und zog
dann doch die
ausgestreckte Hand
wieder zurück
wie vor der
heißen Herdplatte

Schon spulte
ein Film in
wirren Bildern
dieser Streit
bei dem am Ende
niemand mehr den
Anlass wusste
wie er sie ansah
bevor er wortlos
türenknallend
das Haus verließ
vor 3 Tagen
das penetrante
Tuten im Telefon
wenn er wieder
nicht abnahm
ihre Mails die
unbeantwortet in
seinem Postfach
blieben…

Und nun
dieser Zettel
auf dem Tisch
Sie lehnte am
Schrank sie
starrte ihn an
wie paralysiert
sie spürte diese
gedärmezerfressende
lähmende Angst
Und plötzlich
fror sie

Der Zettel brannte
sich in die Haut
der greifenden Hand

Sie faltete ihn auf
und fand

nichts

* Impuls: Schweigen

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Gedanken eines Kindes vor dem Schlaf #frapalymo No. 18 *

Sei still! Was war das unterm Bette?
Es ist so finster, kann nichts sehen
Wenn ich ne Taschenlampe hätte
Ich würd mich traun und nachschaun gehen

Da lieg ich nun im finstren Zimmer
die Mutter gab mir einen Kuss
Der Vater lacht und sagt wie immer
dass ich mich gar nicht fürchten muss

Der hat gut Reden! Schließlich liege
ich hier mit meinen Ängsten ganz allein
Ich reg mich auf! Doch langsam nebelt
mich Morpheus in den Traum hinein…

Wenn Mutter dann am Morgen nach
mir sieht dann ist es wieder gut
Am Abend bin ich nicht mehr sicher
Zum Schlafengehen braucht man Mut!

* Impuls: Angst

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Knusperwaffeln. #frapalymo No. 16.2

Den Teig zu rühren
geht so schnell
Die Vanilleschote
fettet beim Kratzen
die Finger mit
diesem Aroma nach
süßem Trost
Schon heiß geworden
wartet das Eisen auf
den ersten Test
Immer dieses Zischen
und Brodeln wenn der
Löffel das heiße
Eisen füttert
Immer wieder banges
Warten um den Moment
nicht zu verpassen wenn
der Zucker zu braunem
Karamell sich wandelt
Jedesmal aufs Neue ein
leiser Seufzer wenn die
Finger sich an der
heißen Waffel verbrennen
die gerollt sein muss
bevor sie auskühlt
Stück für Stück
Stunde um Stunde
Waffelröllchen von
Mutter gebacken sind
mir Kindheit
im Winter

Heute verschenke ich
sie gern selbst

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Wieder allein

Es ist
wieder still
in meiner Höhle
Nein noch ist sie
das nicht wieder
Noch finde ich
Spuren von den
Gästen hinterlassen
Beim Räumen die Dinge
kurz in der Hand
und die Worte im
Geist bewahren
Die Bilder zu einem
Film fügen der
alle Momente enthält
leise hoffend dass
Berührendes das
Verletzende überwiegt
Am Ende wieder in der
eigenen Höhle sitzen
und den Film schneiden
für ein der Seele
erträgliches Maß

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