spät im oktober

die sonne hinter fahlem schleier
die luft bewegt sich moderat
im dunst am ufer starr ein reiher
ein grummeln von der nahen stadt

durch kahler bäume dürre zweige
gelangt zum boden noch viel licht
und wie das laub darauf nun leuchtet
hätts wer gemalt, man glaubt es nicht

so hab ich von den schönsten blättern
mir welche mit nach haus gebracht
damit ich später mich erinnre
wenn lang dann die novenbernacht

und wenn dann auf den kahlen zweigen
im eisig kaltem winterwind
die krähen eng zusammen knospen
weiß ich, bald wirds wieder lind

© 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

sonnentag im oktober

in der tiefen abendsonne
ziehen goldbereifte wölkchen
über gelben läufern westwärts
und dem tage hinterher

schwarze lindenäste stochern
nackt hinauf in kühle lüfte
so als prüften sie schon heute
wie das wetter morgen wird

an den alten backsteinmauern
streut der wilde wein die blätter
langsam wird das rot schon schütter
gibt die blauen früchte frei

wenn dann graue tage drohen
nebel schlucken licht und töne
bleibt von sonne im oktober
nur noch die erinnerung

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neue bestimmung

läufer rascheln auf den wegen
aus gefallnem trockenem laub
böig raue winde fegen
aus auf loser dinge raub

manches blatt kommt so vom flecke
glaubt ans reisen um die welt
bis es landet in der hecke
die es ganz für sich behält

und es fällt zu vielen andern
die das schicksal auch ereilt
träumt noch eine zeit vom wandern
während es am ort verweilt

schnaufend nähert sich ein wesen
schiebt die blätter auf zum berg
raschelnd hoch ganz ohne besen
und betrachtet stolz sein werk

bohrt die schwarze spitze nase
in den haufen, kriecht hinein
schlafen will es in der blase
wacht es auf, wird frühjahr sein

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jetzt

zeit
der wachsenden
teppiche
im rotgelbbraunen
patchwork
zeit
der kurzen hälse
zwischen zu weiten
kragen
zeit
der gewaschenen
wege
gespickt mit kleinen
tümpeln
zeit
der schirme
viele geöffnet auch
ohne regen

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haiku No. 485

nachtlichter brechen
im glanz der regentropfen
pfützen träumen meer

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