Auf See

– Dreiundzwanzigster Eintrag –

In der Karte hat
der Skipper in feinen
Linien den Kurs
festgeschrieben
die Segel
gebläht vom rauhen
Nordnordwest
treiben den Leib
des Schoners
unerbittlich voran
Die See schmückt
jede ihrer Wellen mit
einem Saum frisch
geklöppelter Spitze
aus salziger Gischt
Keine Wegmarke das
Tempo zu erfassen
Du spürst es im
Konzert von Wind
und Segeln

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Auf See

– Zweiundzwanzigster Eintrag –

Liegezeit

Dieses Warten scheuerte
schon Deck und Seelen
gab den Beinen Gelegenheit
das Gehen auf festem
Grund neu zu entdecken
brachte den Einen den
Appetit zurück den die
Wellen über Bord
gespült hatten

Den Anderen wächst nun
die Sehnsucht über den Kopf

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Auf See

– Einundzwanzigster Eintrag –

Der Seegang hatte sich
in den Traum gebohrt
ihn aufgeweicht
ihn schließlich gekappt
Das Brausen und Schlagen
mischte sich mit den Rufen
an Deck zum Signal
ins Zeug und nach oben
zu steigen und
mit allen an Bord dem
Sturm sich zu stellen

Der erste Brecher
kam überraschend
zog mir die Beine weg
und salzte mein Gesicht
Der Schoner ächzte
lag schwer in der See
als die nächste Welle
auf Deck schlug

Die Winschen kreischten und
kahlten die Spieren aus
Überall Bewegung
Rufe schwollen gegen den Lärm

Wie ein Fahrstuhl hob
die See uns und ließ
uns wieder sinken
Welle für Welle brach
sich nun an Deck
langsam drehte das
Schiff seinen Rumpf
schwer hob es sich wieder
der Lärm mischte
sich mit der Gischt
durchdrang jede Faser der
Kleidung und klebte auf
Haut und Seele

Später dann
unter Deck
löste sich die Spannung
mit den Kandisbrocken
im heißen Tee

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Auf See

– Zwanzigster Eintrag –

Ein heller Streifen
kaum sichtbar
trennte er den
Himmel vom Meer
Die Morgendämmerung
ging in den Tag über
fütterte den Fleck
mit Licht bis er
stetig wachsend
zur Küste sich erhob
Langsam schob der
Bug sich durch
die kräuselnde See
Langsam wuchsen
der Küste Felsen
steiles schroffes
Gestein schnitt
aus dem Wasser
Kein Halt nirgends
Nur die obere Etage
bewohnt vom lärmenden
Volk der Tölpel

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Auf See

– Neunzehnter Eintrag –

Der Bootsmann sah
ihn als erster
rief es uns zu
und zeigte auf
die spiegelnde See
Ungläubig kamen die
anderen an Deck
suchten lang mit
Augenschlitzen
gegen die Sonne
die Wellen ab
Da
ein dunkler Schatten
dem weitere folgten
wie eine Eskorte
dann teilte der erste
Wal das Wasser als
müsse er nach uns sehen
tauchte ab und verschwand
eine Fontäne Blas
hinterlassend wie
zum Beweis seiner
realen Existenz

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