Auf See

– Achtzehnter Eintrag –

Der Wind frischt auf
drängt stärker ins Tuch
legt die Mastbäume schräg
verwandelt das Deck in
eine gischtnasse Rutschbahn
In seiner Gesellschaft
die Wolkenbank die
drohend sich anschleicht
und das Meer schwärzt
Die Böen zerfetzen die
Rufe der Mannschaft die
sich zum Halsen noch immer
behände auf Deck bewegt
Langsam dreht der Schoner
richtet den Rumpf auf
Ein gleichmäßiges Heben und
Senken löst das Schlingern ab
Segel werden gerefft
Enden aufgeschossen
Aufatmen in der Ruhe
bevor der Wind zu
toben beginnt

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Auf See

– Siebzehnter Eintrag –

Ein Geräusch bohrt
sich in meinen Traum
öffnet mir die Augen
ich starre in
die Finsternis und
höre den Schiffsrumpf
ächzen unter der Last
des Takelwerks
Meine Koje rollt
mich durch die Dünung
keinen Halt findend
wie mein Blick der
vergeblich ins
Dunkle tastet
Ich lausche dem
Stöhnen des Rumpfes
dem Schlagen
der Spieren
dem Klatschen
des Wassers
bis mich der
nächste Glasenschlag
wieder in den Schlaf
läutet

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Auf See

– Sechzehnter Eintrag –

Ich schaue zum Bug
Auf dem Klüverbaum
sitzt sie
eine Möwe
zerzaust und erschöpft
Schwer hebt und senkt
sich der kleine Brustkorb
Jede Böe plustert ihr
Gefieder erneut
Sie reitet auf ihrem
Sitz jede Welle ab

Wo kam sie her
Wo will sie hin
Ich kneife die
Augen zusammen und
suche den Horizont ab

Als ich erneut zum
Klüverbaum schaue
ist sie verschwunden

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Auf See

– Fünfzehnter Eintrag ~

ROSSBREITEN

Gestern noch
machten wir gute Fahrt
war der Wind uns
freundlich gesinnt
Als mit dem Glasenschlag
die Hundewache endete
legte auch er sich
zur Ruhe in seine
Koje und träumt seitdem
seinen Traum vom
Kap der Stürme
Wir warten darauf das
die Langeweile ihn
wieder weckt

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Auf See

– Vierzehnter Eintrag –

Ein guter Tag zurück
an Bord zu gehen
Flirrend schwebt
Hitze über
der Stadt
den Straßen
den Feldern auf
dem Weg ans Meer

Hat das Schiff dann
endlich losgemacht
kurzes Innehalten
Zurückschauen zum Ufer
wo der Leuchtturm
in der Glut
kleiner werdend
seine Kontur
verliert

Dann
als die
erste Brise
die Segel schwellt
tief einatmen die
Luft voll von
Kühle und Salz

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