erleichterung #frapalymo No. 22

der duft
der mutter
vaters hand
großmutters streichen
über die wange
das verstehende lächeln
der freundin
der kollegiale rat
dein herzschlag
der mich stets neu
kalibriert

es tanzt sich
durchs leben
leichter
wenn man weiß
dass etwas
trägt

impuls: „verdichtet diesen tanz

alle texte lest ihr hier: #frapalymo 22nov18: so dass ich dich sehen kann

© 2018, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

wendepunkt

sie schrieb viel. eigentlich schrieb sie ständig
sie beschrieb ihre ansicht vom leben
und sie fühlte sich dann sehr lebendig

so viel liebe war in ihren worten
von den menschen, die tief sich verbunden
die da lebten an herrlichen orten

wenn das böse hereinbrach zuweilen
fand sich immer ein mutiger held
rasch dem guten zu hilfe zu eilen

ihre erzählungen brachten viel ein
denn auch andere lasen es gern
so konnte sie selbst doch ganz glücklich sein

über jahre hatt sie vergessen
dass sie auch andrer menschen bedurfte
sie vereinsamte unterdessen

eines tages war es, dass die sätze
nicht mehr flossen, die quelle versiegt
und da saß sie, inmitten der schätze

sie ging raus in die welt (wie sie meinte
war die liebevoll, hilfreich und gut)
was sie wahrnahm, erschreckte. sie weinte

so viel armut an denken und dingen
so viel hass und gier, elend und kampf
so viel kraft brauchts um würde zu ringen

und sie rang auch ganz tief in ihr drinnen
ihr war klar sie konnt nie mehr zurück
denn nun musste ihr leben beginnen

© 2018, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

ohne worte #frapalymo No. 21.1

was
er empfand
was ihn
innerlich erwärmte
sein blick
sang minnelieder
worte dafür
kannte er
keine

impuls: „she lives the poetry she cannot write*“
von oscar wilde

alle texte lest ihr hier: #frapalymo 21nov18: im zwischen

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ariadne.2018 #frapalymo No. 21

täglich
sucht sie
den faden der
sie führen soll
wieder hinaus ans licht
begraben unter
pflicht, kümmernissen
be- und entgegnungen
begreifen und overload
findet sie selten
die worte sich
ihres ankommens
zu erinnern

vielleicht
finden die worte
die sie schreibt
abends dort hinter
dem erleuchteten fenster
auch einfach nicht den
faden hinaus in ihre
wirklichkeit

ihre hand ruht
kurz noch auf den
linien trocknender tinte
dann
löscht sie das licht
und starrt in die
dunkelheit

impuls: „she lives the poetry she cannot write*“ von oscar wilde

alle texte lest ihr hier: #frapalymo 21nov18: im zwischen

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november in der stadt

die sichtachsen
im herzen der stadt
zugewuchert von
gewächsen aus holz
in latten und platten
genagelte heimeligkeit
die bald schon den ort
fluten wird mit überflüssen
entbehrlicher notwendigkeiten
darüber wacht, zur feier
des eigenen sterbens geputzt,
ein baum, der herzenswärme
hier nicht empfinden kann
so wie auch ich im gemenge
aus licht musik und gerüchen
drängender glühweinseligkeit
die nicht wärmt

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