berichte von einsamkeit

10

nein
er brauchte das
licht der lampe nicht
es schlug so zu
scharfe schatten
so saß er nur
ein wenig weggerückt
hinter dem fenster
ins dunkelnde dömmerlicht
sah den weg zur straße
den sein sohn damals ging
voll zuversicht sein
lächeln als er sich zum
letzten winken wandte
sah den weg wie
jeden abend seit
der brief kam mit
salbungsvoll verbrämtem
hohlsprech jenen tod
ihm zu verkünden
den nie zulassen wollte
im schmerz verlassen
zu sein
irgendwie blieb er
selbst am leben
eine qualvolle
ewigkeit lang
irgendwie übrig
eingeschlossen im
dämmern seiner gram
sein leben hatte
damals aufgehört
und alt geworden
kraftlos und müde
war er seiner
bloßen existenz
überdrüssig
und er wollte
nur sitzen
im dämmern
und einfach nur
darauf warten
dass alles
alles endlich
nur zu ende
ginge

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berichte von einsamkeit

9

im schrank
ganz hinten
der karton mit
den alten briefen
verschnürt mit
seidenbändern aus
einer anderen zeit
daneben
in einer
verschlossenen lade
versatzstücke längst
versandeter gefühle
erinnerungen an
orte an personen
und an schmerz
wie lang schon
hatte sie ihre
gefühle dort
eingeschlossen?
es spielte
keine rolle
ihres gebrauchs
erinnerte sie
sich längst
nicht mehr

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lichtblick

das
erste licht
belegt den weg
am morgen
mit hoffnung
dass einst
auch die wärme
zurückkehrt

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haiku No. 422

ein lauer wind wirft
alles leichte gen osten
lässt fahnen flattern

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launenhaft

geh ich des morgens aus dem haus
ist es noch finster und sehr kalt
und über nacht hat es geschneit
alles sieht still und friedlich aus

den ganzen tag lang im büro
hat dann die arbeit mich im griff
ob ichs beachte oder nicht
wetter ist draußen sowieso

am abend lösche ich das licht
schließ im büro die tür noch zu
trete auf glänzenden asphalt
im regen. wundere mich nicht

mehr, denn das wetter macht ja doch
stets launenhaft das was es will
wie wird es morgen früh wohl sein?
die überraschung wartet noch…

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