eigene haut

mürbe
gewalkt von
den takten der zeit
die hülle durchlässig
für lautes und grobes
fadenscheiniges gewebe
darunter alte verletzungen
nur notdürftig verborgen
ein wenig ausgeleiert
und mit knitterfalten
längst nicht mehr wärmend
und immer in gefahr
gänzlich zu
zerreißen

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

sie feierte nicht

dieser tag
hatte seine
wichtigkeit
vor langer zeit
verloren
eine von mutter
ihr angeheftete
schuld trennte
ihn von der freude
von der eigenen
bedeutung
und so war er
immer wieder
einer von jenen
an welchen sie
sich abschaltete
vom fühlen
sich (und allen) ihre
bedeutsamkeit versagte
und doch war gerade
diese ihr sehnlichster
wunsch

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begegnung

vielleicht
blickten wir uns an
ein kurzes kreuzen
der augenblicke
vielleicht
sahen wir ein
ander für den
moment als die welt
kurz angehalten hatte
vielleicht
verloren wir uns
schon in diesem moment
aus den augen
vielleicht
finden wir ein
ander im erinnern
vielleicht
werden wir im vergessen
den anderen erst
erkannt haben

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lebenslauf #lyrimo No. 30

aus weißen blütensternen
zwischen grünglänzendem laub
rote perlen wachsen die
noch verbergen den schatz
gepflückt getrocknet
von der hülle befreit
noch längst nicht erlöst
muss der kleine kern in
der hölle schwitzen
muss sich verbrennen
nur um zermahlen zu werden
zu krumen und staub
die heißer dampf nun
durchfaucht alle aromen
zu rauben zu kondensieren
in einem tässchen mit
zucker verzaubert zu
tausendundeiner nacht
was einst wuchs uns das
zu schenken endet profan
auf dem kompost

impuls: „kaffeesatz“

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

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reise #lyrimo No. 13

einst
in die welt
geworfen
den aufrechten
stand gelernt
und laufen auch
losgegangen
suchend in
alle richtungen
an mauern gescheitert
hürden überwindend
gestrauchelt gefallen
begegnet geflohen
zuweilen
meiner vergessend
häufig fragend
erkennend verstehend
längst nicht wissend
bin ich auf den wegen
mich einem ziel
zu nähern das im
nebelgrau seine kontur
zu oft mir noch
verbirgt

impuls: zwischenmenschen

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

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