[lieb]ende

als sie sich
waidwund durchs
unterholz schlug
glaubten wir noch
am ende der fährte
würde alles gut sein
längst verloren
wir unsere spuren
decken schmerzen
mit schorf und
verwesen in sinn
losem hoffen

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kurzer abriss

sie lebte einsam
jedoch nicht allein
war doch der zweifel
mitbewohner schon seit jahren
hatte sanft einst geklopft
sie ließ ihn ein
und er trieb seine wurzeln
tief in sie hinein

so kam es, dass
allmählich sie als gast
in ihrem haus sich
und im leben fühlte
alle gewissheit festigte
sich längst zur last
dass ihre existenz
zur außenwelt nicht passt

der zweifels früchte
reiften, trieben aus
sie fielen ja auf
gut genährten boden
sie trieben gänzlich
neue blüten aus
und lockten so die angst
zum einzug in ihr haus

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wieso?

stocherte
klammfingrig
im bodensatz der
eigenen existenz
tastete nach dem
was blieb auf
den gründen
die paar scherben
aus denen erinnern
sich bauen ließ
momente scheinbar
ohne bezug
wieso
fragte er (die
klammen finger
reibend)
wieso finde ich
die wärme
nicht?

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ent|täuscht

sie saßen bequem in den sesseln
und verstanden die welt nicht mehr
sie hielten sich fest an den händen
und schwiegen doch ratlos einher

sie dachten daran, wie sie damals
sich verliebten mit nur einem blick
nur sich brauchten und niemals mehr andre
und für ewig gemacht schien das glück

doch nun können sie sich nicht erklären
was da schief lief im laufe der zeit
dort inmitten zerborstener träume
mrken sie wie die einsamkeit schreit

in dem wunsch, alles solle so bleiben
froren sie in der illusion ein
die fassade bekam erste risse
und die wirklichkeit tröpfelte ein

und da saßen sie nun in den sesseln
sie erkannten den andern nur schwer
als ihr händedruck langsam sich löste
vermissten sie sich schon nicht mehr

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wahrnehmungen

die stille
geschäftigkeit
reifender früchte
der leise
aufprall des blattes
auf dem boden
der plaudernde
steptanz windgetriebener
tropfen
die schnatternde
flucht keilfliegender
vogelschwärme
die schreiende
resignation der
sonnenverwöntheit
die lächelnde
wehmut eines scheidenden
sommers

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