das mädchen #frapalymo No. 9

zieht ihrem
bruder das
basecap gerade
dort am tor
des kindergartens
spricht liebevolle
worte die so
alt wirken aus
ihrem mund
nimmt energisch
seine hand
(die andere
trägt schwer
an der tüte
mit den wenigen
lebensmitteln)
ernst schaut sie
will erwachsen sein
(oder muss es wohl)
und strebt
dem orte zu
wo mutter heut
wieder ihren
trost im
rotwein fand
als ihr bruder
ihr sein
neues lied
vorsingt seh
ich sie
lächeln

Impuls: „helden des alltags“

Alle Texte dazu hier: http://paulchenbloggt.de/2015/05/09/frapalymo-9mai15-die-bahnhofsbaeckerin/

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still|lautend #frapalymo No. 8.1

manchmal
lässt mich
das laute
still werden
ich spüre
der stille
nach forme
laute aus
lettern laute
und leise
lausche wie
stille lautet
bis sie
so laut
ist dass
ich still
werde

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isolation #frapalymo No. 8

im zentrum
des raumes
gleich weit
entfernt von
allen wänden
nichts außer
dir auf
dem stuhl
und der
luft die
du in
dich saugst
schließ die
augen|blicke
in dich
und lausche:
kein laut
einsamkeit
wie das
rauschen der
muschel aus
kindheitstagen
überzieht dich
ein hall aus
erinnerung

Impuls: „stille“. aus gründen. http://t.co/xTEucJYzKJ

Alle Texte dazu hier: http://paulchenbloggt.de/2015/05/08/frapalymo-8mai15-zwei-orte/

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[Un.be]schreib.bar #frapalymo No.7

ein grün wächst stetig über land
es quillt aus allen fugen
die jacken werden nun zu warm
die wir im winter trugen

der himmel ist oft blank geputzt
unmerklich steigt die sonne
an jedem tag nun höher auf
vergoldet unsre wonne

wie schnee die zweige über mir
drin taumelt eine hummel
besoffen von dem süßen duft
ich höre ihr gebrummel

und taumelte so gern wie sie
fast schwerelos im ganzen
der übermut spitzt mir die zehen
ich lauf als würd ich tanzen

ja! endlich ist es nun so weit:
das ist besagte jahreszeit!

Impuls: „schreibt ein frühlingsgedicht ohne das wort frühling“

Alle texte dazu hier: http://paulchenbloggt.de/2015/05/07/frapalymo-7mai15-im-garten/

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offene see #frapalymo No. 6

an bord
wenn man fröstelnd
im westwind steht
eine grenze
überschreiten in
topographische
wunder
hier wo armut
so belanglos ist
wie reichtum
riecht nur der
nektar westeuropas
muss durch hunderte
kehlen laufen
verlor Ordnung
ihre schneidende
schärfe im
faltenwurf der
improvisation
an bord
fröstelnd im
westwind sehe
ich den mann
der lebt
lachend duckt
er sich im
vorraum vor
dem westwind

impuls: „nur wörter aus zwei seiten sind erlaubt“.
[ http://paulchenbloggt.de/2015/05/05/frapalymo-impuls-6mai15/ ]
meine quelle: heinrich böll, irisches Tagebuch (die ersten beiden Seiten)

Alle Texte dazu hier: http://paulchenbloggt.de/2015/05/06/frapalymo-6mai15-abteilung-der-wirbellosen/

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