mitbewohner #lyrimo no. 25

als ich auf dem sofa saß
hörte ich, was wie ein flüstern
klang. ich ging dem knistern
nach und sah ne laus die fraß

was sie nagte, macht mich baff
schlug ihre winzig kleinen zähne
gar nicht in stuhlbein oder lehne
fraß am treppenabsatz taff

perplex hab ich sie angestiert
knuspernd hat der kleine zwerg
mir mein schützend mauerwerk
in teilen schon pulverisiert

die laus schaut mich unschuldig an
derweil ich gründlich überlege
auf welchem eleganten wege
ich das problem wohl lösen kann

ein rausschmiss wär unangenehm
es ist november, sie so klein
wo sollt sie aufgehoben sein
wenn nicht bei mir? und außerdem:

wer hat ne steinlaus schon im haus?
ich seh den sand und denke mir
daraus wird bio-sandpapier
ich bring uns beide ganz groß raus!

impuls: „Die Steinlaus im November“

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erinnerung #lyrimo no. 24

dienstags
wenn die schwere
tür im keller
spaltweis feuchte
nebel atmete
spähten wir hindurch
im dunst
mit hochgekrempelten
ärmeln rieben die
frauen die wäsche
wie kohl
schwitzend lachend
unermüdlich
dienstags war
die wiese belegt
mit stoffen die sich
sonnten in der hoffnung
auf strahlendes weiß
dienstags gaben
wir schattenspiele
im labyrinth der
leinenkulissen
donnerstags ratterte
die mangel allen
stücken scharfe brüche
ins tuch
freitags
nach dem bad
der duft von sonne
und stärke unter
dem frischen
bettzeug

impuls: „Geruch“

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ungeordnet #lyrimo no. 23

deutlich
der generalbass
des alltäglichen
die notierung des
harmonischen
verwischt
unfühlbar ein
tasten durch
dissonanzen suche
ich den kontrapunkt
ein tinnitus
beim vorsingen weiß
nichts von konsonanz
kein dirigent
ordnet die klänge
ich akzeptiere die
partitur

impuls: „Synapsensymphonie“

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november – limericks #lyrimo no. 22

I

da draußen ist kaltnasses wetter
die bäume sind fast ohne blätter
ich mach mir nichts draus
und bleib einfach zu haus
denn hier ist es schön kuschlig viel netter

II

wenn längst schon verschwunden das blühen
möchte ich gern der kälte entfliehen
das jahr eilt nun voran
zeit der nebel bricht an
und ich sah schon die wildgänse ziehen

III

ich stehe beim vogelhaus. leise!
eine taube äugt schief auf die speise
doch ich jage sie fort
nicht für sie ist der ort
und nun kommt sie auch endlich, die meise

IV

wenn es frostig wird auf allen wegen
sollt man schichten mit kleidung umlegen
wird der frost nämlich kräftig
zwickt er uns schon arg heftig
nackte haut kriegt gefrierbrand deswegen

V

im november die deftige küche
kommt nicht aus ohne kohlkrautgerüche
vor die tür sollt ihr gehn
wo die herbststürme wehn
keiner merkts, wenn ein wind euch entwiche

VI

weihnachtsdekoration allerorten
soll ich stollen und lebkuchen horten?
es ist noch nicht advent
doch der kaufrausch entbrennt
jeder braucht jedes in allen sorten

VII

im november wars, als er mal reiste
dorthin, wo stets die gegend vereiste
und er riet mir: fahr hin
weil ich sicher mir bin
nicht mehr lange, dann schwimmt dort das meiste

VIII

ich springe von pfütze zu pfütze
übers auge rutscht mir grad die mütze
und mit hörbarem platsch
spring ich rein in den matsch
gummistiefel sind wirklich was nütze!

IX

lässt du abends ein kerzchen noch brennen
und vergisst es zu löschen vorm pennen
könnte später es ein
großer hausbrand noch sein
wenns passiert, kannst du nur ganz schnell rennen!

X

an den abenden mag sies gemütlich
sitzt im sessel mit büchern ganz friedlich
ließt von grausigem mord
nippt dabei oft am port
das bringt wohlige schauer minütlich

impuls: „November-Limerick“

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einander #lyrimo no. 21

bei einander
hand in hand
sind wir ein
ander wärme
an einander
haut an haut
sind wir ein
ander nähe
mit einander
nest uns in
jeder nacht
im morgenlicht
werden wir
flügge

impuls: „Morgengelb“

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