…werde licht

in der trübnis
grauer tage so viele
versteinerte gesichter
ärgernisverhärmt und
sorgengefältelt
huschen sie durch die
farbverlorenheit
frierender tage
so grau dass auch
der kegel der laterne
ohne reflexe auftrifft
ein kleines lächeln
unter einer kindermütze
von schneeflöckchen summend
hüpft vorbei in leichtigkeit
den einen funken streuend
der im andern das leuchten
entzünden kann

das schrieb ich nach einem impuls von @yrimo aka @traumspruch zum fest von santa lucia, welches am 13. dezember in schweden begangen wird.

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

lebenslauf #lyrimo No. 30

aus weißen blütensternen
zwischen grünglänzendem laub
rote perlen wachsen die
noch verbergen den schatz
gepflückt getrocknet
von der hülle befreit
noch längst nicht erlöst
muss der kleine kern in
der hölle schwitzen
muss sich verbrennen
nur um zermahlen zu werden
zu krumen und staub
die heißer dampf nun
durchfaucht alle aromen
zu rauben zu kondensieren
in einem tässchen mit
zucker verzaubert zu
tausendundeiner nacht
was einst wuchs uns das
zu schenken endet profan
auf dem kompost

impuls: „kaffeesatz“

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

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dietmar #lyrimo No. 29

sein weißer stock
ruht nun am stuhl
etwas starr wirkt er
auf den der ihn wahrnimmt
während er verfolgt
was der dirigent sagt
dann den ton aufnimmt
und auf den einsatz wartet
ein wenig verspätet
fällt er ein in den gesang
sieht er doch nicht
den dirigenten
ich erinnere mich wieder
ersetze seine augen und
zupfe bei jedem neuen
auftakt jedem einsatz
sacht seinen ärmel
später dann unser
großes konzert
wie er strahlt
nach dem letzten ton
dem beifall lauschend
ich kann es sehen

impuls: „blinde begegnung“

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

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klage der aranea #lyrimo No. 28

da sitze ich und ruhe aus
sehr lang ist schon der faden
bin ich mit mühevoller pflicht
ein leben lang beladen

zuallererst suche ich aus
wohin mein werk ich baue
dann hänge ich den rahmen auf
so fest, dass ich ihm traue

dann lauf ich auf und wieder ab
lass einen stern entstehen
der breitet seine strahlen aus
ganz zart (fast nicht zu sehen)

und wenn der rahmen ausgefüllt
dann laufe ich in runden
verstrebe all die strahlen zart
das dauert viele stunden

wie oft fange von vorn ich an
weil jemand meint, es wäre
mein kleines netzwerk ihm im weg
nicht schlimm, dass ers zerstöre

mich kostets kraft. und dabei bin
ich darauf angewiesen
besorge meine mahlzeit mir
mit netzen wie mit diesem

nun sitz ich hier und ruhe aus
in meines netzes mitte
und habe hunger, bin erschöpft
und hab nur eine bitte:

wenn ihr draußen meiner gewahr
und von dem netz berühret
so schaut euch seine schönheit an
zum schwärmen sie verführet

besonders wenn der morgentau
fällt auf die zarten stränge
und hängt als perlen schimmernd hell
vermehrt des lichts gepränge

dann lasst es hängen, denn ich muss
selbst spinnen mir die seide
muss ich es ständig neu mir baun
wisst, dass ich hunger leide

impuls: „netzwerken“

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

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matchbox #lyrimo No. 27

wie winzig sie ist
passt in eine hand
verschwindet in den
dunklen gründen
der taschen
wie empfindlich sie ist
leicht zu zerdrücken
vom regen zu nässen
was sie in sich trägt
zarthölzern leichtes
errötenden kopfes
an ihrer flanke gerieben
licht spendend und wärme
momentweis
oder mit einem
streich imstande
die welt in brand
zu setzen

impuls: „klein und eckig“

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