wie es endete

wir waren
in einander verwoben
uns war der halt
kleine ewigkeiten
voll von absichten
worten versprechen
nutzten sich ab
wie täglich
achtlos gebrauchtes
wir hatten uns
in einander verknotet
unauflösbar verstrickt
in erwartungen
zuweisungen
schlackerten wie zu
weite hosenbünde
ließen uns straucheln
mitreißend ein
ander im fall
wir sind
aneinander zerborsten
in tausend splitter
was nun ist deines
wo finde ich
meines

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und dann

ich warte
schon lange
schaue dir in
die landschaft
deines gesichts
gefältelt und
aufgeworfen von
den erschütterungen
eines langen lebens
ich warte
schon lange
und schaue
halte eine hand
kühl schmal und
leicht geworden
über die jahre
ich warte
schon lange
und schaue
und halte
lausche der
verletzlichkeit
deiner atemzüge
ruhig und flach
ich warte
dass etwas
geschieht
schon lange

und dann
in mein
warten hinein
lächelst du

lichtblick

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und nun

nicht nach
schuld fragen
nach geschichte
eines jeden
nach wegen
die zwangsläufig
waren oder einfach
so entschieden
die zeiten
die taten die
verletzungen
hallen nach bis
zu uns heute
und darüber
hinaus

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ferngespräch

für k.

da war
deine stimme
(wie lange
hatten wir uns
nichts mehr
gesagt?)
die art wie
du fragtest
diese sanftheit
die den sätzen doch
kontur verlieh
(und die sich
anschmiegte wie
eine haut)
sie tropfte
in mein ohr
gravierte deinen
blick mir
ins hirn
(schalkhaft
forschend)
und eine
erinnerung an die
leichtigkeit

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alter Kirschbaum #frapalywo No. 4

ende juni
wenn die jungen
aus dem dorf
großvater wieder
zu grüßen anhuben
zur probe das
klettern üben
die leiter ignorieren
den korb an einem
seil ast für ast
nach oben hieven
großmutter grüßen
in ihrer geschäftigkeit
hinter offenen fenstern
bäuchlings auf ästen
wo nie eine leiter war
nach den prallen
früchten greifen
(eine war immer
für den mund,
zwei paarweis
verwachsene schmückten mädchenohren)
großvater spuckte
die kerne weiter
aber ich wuchs
ja noch

ich wuchs
er ist nicht mehr
ich aß nie wieder
solche kirschen

impuls: „heimat ist erde, land, das stück gras vor der tür“

alle texte lest ihr hier: #frapalywo tag 4, text 4 – erde und heimat/heimatwoche

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