nachtreim

dunkel ist es längst geworden
der himmel warf noch mal mit schnee
er trägt dabei den dicken vorhang
so dass ich keine sterne seh

aus den mauerscharten scheinen
lichter, die sehr weit zu sehen
manche bläulich, nervös flackernd
andre leuchten warm und schön

auch in meiner stube tanzen
kerzenflämmchen sehr adrett
wenn sie langsam dann verlöschen
wird es zeit, ich geh zu bett

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

stürmischer abend

in den gassen
ist ein toben
kehrt das unterste
nach oben
heult an ecken
zerrt am bäumen
dunkle vorlage
zum träumen
wer nich raus muss
der bleibt drinnen
sieht am fenster
regen rinnen
bei heißem tee und
flackernder kerze
wärmequell für leib
und herze

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dezemberwolken

in den wolken
reisen tropfen
die sind ziemlich
unzufrieden
soviel hatte man
versprochen
und nun ließ man
sie abblitzen

die aussicht wars auf
leichtes schweben
in hauchdünnen
spitzenröckchen
die sie ließ ein
ticket kaufen
doch man hatte sie
betrogen

niemand kam um
weiße röckchen
an die tropfen
auszugeben
und so würden sie
am ende
wohl als kalte
tropfen fallen

einer von den
alten tropfen
die schon viel
herumgekommen
sagte mild: lasst
doch das ärgern
die sache wird so
auch nicht besser

ich war schon im
himalaya
wanderte im
eis des gletschers
reiste mit dem
golfstrom nordwärts
war ein grauer
nebelschwaden

wenn ihr also
diese reise
beendet als
wässriger tropfen
ists vielleicht
eure bestimmung
demnächst schon im
tutu zu tanzen

still wurde es
in der wolke
längst bereit
um auszusteigen
saßen kleine
wassertropfen
träumten schon von
neuen reisen…

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also wirklich!

frag
doch den mond
wie er es macht
sich einfach zu verschlanken
und
w a r u m    w i r d
e r    w i e d e r    f e t t ?
für die antwort lass ich danken

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beiläufige begebenheit

sie sind sich beiläufig begegnet
im november, abends in der stadt
sie weiß noch wie stark es geregnet
und das stadtlicht gespiegelt hat

und sie standen im torbogen unter
warteten, dass der wolkenbruch ging,
sie beäugten sich, lächelten munter
so begann, was sich bald schon verhing

er trank heißen grogh, sie schokolade
als sie aufwärmten sich im café
als es schloss, fanden sie das sehr schade
und begannen flugs ihr tête-à-tête

eine woche schon währt‘ die romanze
und schon weniger wurde die glut
und man schaute nach andern beim tanze
ein paar wochen gings sicher noch gut

jeder weiß, dass es früh oder später
erlischt, wenn es gar zu hell brennt
er sei wieder single, gesteht er
man habe sich beiläufig getrennt

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