spaziergang im märz

als die sonne sich im vogelquodlibet versenkte
kam der abend und zog über alles seine kalte haut
wie diesem tag das licht schon weiche wärme schenkte
schon morgens hat es raureif überall getaut

in baum und strauch zerplatzen braunlackierte knospen
sie legen frischgefaltetes und zartes grün nun frei
sie zittern vor der wiederkehr des eiswinds aus dem osten
doch gibt es kein zurück, grün wird der neueste schrei

in allen blumen summen längst die arbeitsamen bienen
und durch die tage torkeln erste schmetterlinge
noch können wenig blüten nur zur
nahrungssuche dienen

das gehen durch die welt macht wieder
viel vergnügen
ich lächle endlich wieder ob der kleinen dinge
und träum davon, zeitlos im prallen grün zu liegen

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

glücksmoment

die sonne klimmt längst wieder über dächer
der himmel zeigt schon mal ein sommertagesblau
im schutz der mauern wirkt die luft mittags schon lau
und sträucher tragen erste grüne fächer

die schwarzen mauerbienen starten noch schlaftrunken
zum ersten flug hinaus in die noch fremde welt
ihr mahl, von der natur bereitgestellt
finden sie tief in bunte krokussen versunken

das quodlibet der vögel lässt mich schwingen
auf meinen lidern tanzt ganz warm ein sonnenstrahl
die lust befällt mich wieder laut zu singen

ich steh am fluss und schaue in die wellen
drin sonne gleißt in scherben großer zahl
ich schau beglückt und träume von libellen

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

elegie

ich laufe durch die straßen meines viertels
sie sehen anders aus als kürzlich noch im mai
die sonne streift längst nicht mehr jede ecke
kastanien geben ihre kinder frei

der rauwind macht die lindenkronen schütter
die schnecken suchen langsam ein quartier
den winter still und starr bald zu verschlafen
wir sind im jahresviertel nummer vier

die ersten menschen tragen warme kutten
die ersten stühle werden reingestellt
der sommer schwindet langsam aus dem sinn

ich zähl an allen zweigen hagebutten
und frage für mein dasein in der welt
in welchem meiner viertel ich denn bin

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

richtige voraussage

schönwetter ist ja nie von dauer
bald dunkeln wolken dann das licht
und wie der wettermann verspricht
folgt dann wohl bald ein regenschauer

es wird nun frischer in den straßen
die tropfen säuseln leis geschichten
vor denen jene draußen flüchten
die ihren regenschirm vergaßen

das grün der bäume glänzt vom regen
die vögel lauschen selbstvergessen
ich sitz am fenster auf der lauer

das weiche nass ist solch ein segen
wie kleine tropfen alles nässen
bin wahrlich gern ein regenschauer!

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

einer legende #lyrimo No. 30

die großen brummer sind selten geworden
als kind staunte ich über die geschichten
die von den maikäferjahren berichten
ich erlebte sie niemals mit ihren rekorden

so blieb der maikäfer für mich chimäre
von den buben onkel fritz ins bette gesetzt
und von reinhard besungen im nachruf zuletzt
als ob er ein reines hirngespinst wäre

nun schreibe diesem krabbler ich ein gedicht
maikäferkinderjahre erlebte ich nicht
doch grad dieses jahr sah ich zwei seiner brüder

ich freute mich an ihnen fast wie ein kind
die so selten und kurz nur zu sehen sind
immer hoffend, sie kehren mal wieder

impuls: „maikäfer“

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