berichte von einsamkeit

8

die unterarme
auf der theke
deren beste zeiten
niemand mehr erinnerte
verlässlich war er
jeden abend plötzlich da
nahm seinen platz ein
den niemals ein anderer
zu besetzen sich traute
saß dort schweigend
trank die biere
die der wirt ihm
wortlos herüber schob
später noch ein
zwei kurze
schwieg auch wenn
ein unwissender
ihn ins gespräch
verwickeln wollte
irgendwann später
verschwand er
zurück in seine leere
wo das gerade noch
um ihn tönende leben
seine einsamkeit
überschwieg

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

7

sie saß
auf dem sofa
wie jeden abend
sah ihm zu
wie er fernsah
unberührbar wie
eingeblistert war
er dann sprach
und hörte er nicht
sie sah ihn an
wie jeden abend
suchte vertrautes
in dem der da
saß am anderen
sofaende weit genug
dass jemand
dazwischen passte
vielleicht die
gleichgültigkeit
dachte sie oder
was auch immer
und sie erinnerte
berührung vor
langer zeit
und sie zerbiss
ihre sehnsucht

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

6

gerade waren
die pfleger
gegangen die ihn
tag um tag
versorgten
wuschen wendeten
atzten im strengen
takt des planes
die tür geschlossen
bis zum nächsten mal
zeit dem tag beim
dämmern zuzusehen
(vielleicht war es
auch umgekehrt?)
noch drei tage bis
die kinder ihn
besuchen würden
für eine kostbare
stunde
bis dahin führte
der fernseher
selbstgespräche

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

5

der
dritte drink
sie hielt sich
fest daran
im spiegel
zwischen den flaschen
hinter dem dunklen
abgeranzten tresen
schaute der typ
zu lange schon
schaute auch wenn
sie ihn ansah
und nickte leicht
den nächsten drink
gab er ihr aus
sie schmeckte den
rest von begehren
der ihr früher
sicherheit verlieh
als sie gingen
wusste sie dass
der freie fall morgen
schmerzhaft würde
doch heute
heute ertrank die
sehnsucht im kurzen
rausch

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

4

am
ende des tages
hatte sie
vielen geholfen
einige gestützt
einige gepflegt
zugehört gelächelt
getröstet auch
sie war viel auf
ihren beinen die
nun im schmerz
nur langsam noch
sie tragen wollten
ihren schlüssel aus der
manteltasche nestelnd
verlor sie unbemerkt
die paar letzten krumen
ihrer energie im dämmern
auf dem treppenabsatz
was machte das schon
sie brauchte sie ja nicht
um im stillen dunkeln
reglos sitzend sich
allmählich ganz
zu vergessen

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.