fahrplan #lyrimo no. 5

da gibt es einen schienenstrang
begonnen schon vor deiner zeit
gedacht ist er für deine fahrt
und mit dem wunsch: komm nur recht weit

dann steigst du ein, und mit dir fahren
die menschen, die dir nah und lieb
ein paar stationen oder mehr
du wünschst, dass mancher nicht lang blieb

bald kommen andre neu hinzu
diese hier lächeln, jene murren
und ab und zu, da wünschst du dir
dass sie nur länger mit dir fuhren

doch lange bleibt kein platz ja leer
sie steigen aus, sie steigen ein
die reise setzt sich stetig fort
wirst immer in bewegung sein

und wenn dann vor dem letzten halt
durch den waggon einst streift dein blick
und mit dir deine liebsten fahren
dann weißt du: das ist dieses glück

impuls: „Medientransfer Bild“

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prozess #lyrimo no. 4

e
ei
ein
eine silbe
zur nächsten
sich gesellend
entsteht ein wort
tröpfelnd sich mehrend
zum wörtersee
und dann kommt einer
sammelt und poliert
und fädelt sie zu worten
zu versen zu einem
gedicht

impuls: „…das Große beginnt im Kleinen“

alle texte lest ihr hier: lyrimo, tag 4

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alles anders #lyrimo no. 3

der schlag
traf sie mit
aller wucht
so überraschend
dass sie erst
den aufschlag
wahrnahm im
überbordenden
schmerz
der nahm ab
in seinem schatten
eine waidwunde
sicherheit
über ihr längst
die geier der
angst

ich las den impuls gestern nacht, als ich von einer vorstellung heimkam. ich bin mitwirkende einer inszenierung (die im projekt auch direkt an verschiedenen plätzen der stadt stattfindet). gestern wurde ich, als ich auf das eintreffen der zuschauer wartete, von hinten niedergeschlagen.
das beeinflusste mein schreiben heute morgen so wie meine träume heute nacht. körperlich kam ich glimpflich davon.

impuls: „ganz im Vertrauen“

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entwicklung #lyrimo no. 2

und als sich
der nebel lichtete

hatten die augen
schon lang im
stumpfen grau
gestochert
waren trüb geworden
und fassungslos
wie die konturen
die sie suchten
nun schlossen sie sich
vor dem gleißen einer
platinblonden sonne

impuls: gemeinsamer anfang

alle texte lest ihr hier: lyrimo, tag 2

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lobgesang #lyrimo no. 1

einmal sollte man… für sich ganz fest einplanen
den tag damit zu füllen poesie zu lesen
man müsste eins dann werden mit den wesen
die ihre verse graben uns in unsre nervenbahnen

man sollte nicht mehr… stets sich nur dem zeitgeist fügen
wo mit vernunft man nur in fesseln legen will
man müsste viel mehr hören auf sein bauchgefühl
öffnen den geist so dass die gedanken fliegen

man sollte nicht mehr… mit den zweifeln ringen
so vieles wurde schon so schön geschrieben
man könnte diese zeilen einfach lesen
und all die weisheit lieben die sie bringen

einmal sollte man… dann auch den dichtern ehr erweisen
die uns die tür zur poesie geöffnet haben
wie mascha, diese lebenskluge frau
sie prägte mich. dafür will ich sie preisen

impuls: „Ein Gedicht zu Ehren…“

die fett gedruckten texte sind zitiert aus
mascha kaleko: einmal sollte man…

alle texte lest ihr hier: lyrimo, tag 1

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