drinnen

bleiben
regungslos
verharren wie ein
verlassenes kitz
im hohen gras
das draußen
flüstert mir
seine existenz
durch fensterspalten
sehnsuchtsort
bedrohlich atem
lähmender druck
und beim schrillen
der türklingel
gewissheit nicht
auffindbar sein
zu wollen

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aufbruch

und dann
ging ich fort
sah mich nicht um
fuhr aus meiner
alten haut aus
erwartungen
und pflichten
welche die meinen
nicht waren
verließ die
vergitterten orte
die erhobenen
zeigefinger die
verletzenden worte
nun suche ich
nach meinem platz
der mich sein lässt
nun suche ich
nach mir

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laissez-faire

in
der morgenkühle
lassen sich die
tagespläne noch am besten
schmieden

später
am tag
zerfließen sie tröpfelnd
nicht mehr greifbar im
warm

am
abend dann
die suche nach
spuren des täglichen mühens
vergebens

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betrachtung

sie sann in ihre kaffeetasse
wie schwer sie doch das leben fasse
mal gings bergauf, dann wieder runter
grad oben schwimmend ging sie unter
sie strudelte durchs leben hin
angeblich seien da ein sinn
und andre wesen im gewusel
wozu? fragte sie oft den fusel
und wo sind denn nun diese lieben
die sie ertrugen, bei ihr blieben
hielt sie sich meist doch selbst nicht aus
wär gern gegangen, kam nicht raus
aus ihrer allzu dünnen haut
von zweifeln ziemlich aufgeraut
ihr blick fiel auf den schlanken leib
grüngläsern, der des weins verbleib
bis sie zum freund ihn sich erkor
zauberte er doch ein licht hervor
von sinn und stärke ein gefühl
und vom sich trauen, was sie will
fast glaubte sie, dass man sie mag
beschwingt beschloss sie ihren tag
um stillvergnügt ins bett zu gehn
morgens war davon nichts zu sehn
kurz war der rausch und lang das leben
da musst es noch was andres geben …
sie sann in ihre kaffeetasse
wie schwer sie doch das leben fasse
am abend noch die flasche wein
am morgen doch mit sich allein

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senryū No. 120

wenn alles abfällt
am ende eines tages
bleib hängen bei mir

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