kurzer abriss

sie waren doch so nah sich gekommen
und sie wollten es immer sich sein
sie hatten stets so ernst sich genommen
da passte nichts andres hinein

sie hielten sich fest an den händen
und hieltens für das ganz große glück
sie ließen sich davon gern blenden
und verloren den rest aus dem blick

als sie sich irgendwann nicht mehr fanden
fiel die schnöde erkenntnis ihnen schwer
sie hatten doch so nah sich gestanden
und da sahen sie einander nicht mehr

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hochsommer

in der luft
hoch oben
kreist die sonne
wie ein bussard
über geduckten weilern
die in die erde sich
drücken wie die maus
die tot sich stellt
keine regung
kein hauch
nur das flirren der
hitze fast schon
hörbar

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aufschub

langsam
verblasste er
in seiner
schrumpfenden welt
entschwand von
augenblick zu
augenblick dem
den anderen
sichtbaren sein
lang schon nicht
mehr wahrnehmend
seiner selbst
schien ihm das
endliche
unausweichlich
da traf ihn ein
wärmender strahl
der sonne

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so

sein
einfach sein
einfach sein lassen
mir mein sein lassen
uns einfach sein lassen
und gelassen
sein

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juliabend

dicht
unter grollenden
himmeln stieben
spitzschreiend die
mauersegler
als wäre es das
letzte mal
es sind
die jungen die
bald das erste mal
uns verlassen werden
es ist als ahnten
sie schon den
weiten weg

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