erinnerung #lyrimo no. 24

dienstags
wenn die schwere
tür im keller
spaltweis feuchte
nebel atmete
spähten wir hindurch
im dunst
mit hochgekrempelten
ärmeln rieben die
frauen die wäsche
wie kohl
schwitzend lachend
unermüdlich
dienstags war
die wiese belegt
mit stoffen die sich
sonnten in der hoffnung
auf strahlendes weiß
dienstags gaben
wir schattenspiele
im labyrinth der
leinenkulissen
donnerstags ratterte
die mangel allen
stücken scharfe brüche
ins tuch
freitags
nach dem bad
der duft von sonne
und stärke unter
dem frischen
bettzeug

impuls: „Geruch“

alle texte lest ihr hier: lyrimo tag 24

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abgebrochen

vor
den fenstern
die welt
an der
eigenen hülle
endet die welt
im innern
geschlossene gesellschaft
die klingel defekt
die sehnsucht
wartet still
umsonst

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ungeordnet #lyrimo no. 23

deutlich
der generalbass
des alltäglichen
die notierung des
harmonischen
verwischt
unfühlbar ein
tasten durch
dissonanzen suche
ich den kontrapunkt
ein tinnitus
beim vorsingen weiß
nichts von konsonanz
kein dirigent
ordnet die klänge
ich akzeptiere die
partitur

impuls: „Synapsensymphonie“

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november – limericks #lyrimo no. 22

I

da draußen ist kaltnasses wetter
die bäume sind fast ohne blätter
ich mach mir nichts draus
und bleib einfach zu haus
denn hier ist es schön kuschlig viel netter

II

wenn längst schon verschwunden das blühen
möchte ich gern der kälte entfliehen
das jahr eilt nun voran
zeit der nebel bricht an
und ich sah schon die wildgänse ziehen

III

ich stehe beim vogelhaus. leise!
eine taube äugt schief auf die speise
doch ich jage sie fort
nicht für sie ist der ort
und nun kommt sie auch endlich, die meise

IV

wenn es frostig wird auf allen wegen
sollt man schichten mit kleidung umlegen
wird der frost nämlich kräftig
zwickt er uns schon arg heftig
nackte haut kriegt gefrierbrand deswegen

V

im november die deftige küche
kommt nicht aus ohne kohlkrautgerüche
vor die tür sollt ihr gehn
wo die herbststürme wehn
keiner merkts, wenn ein wind euch entwiche

VI

weihnachtsdekoration allerorten
soll ich stollen und lebkuchen horten?
es ist noch nicht advent
doch der kaufrausch entbrennt
jeder braucht jedes in allen sorten

VII

im november wars, als er mal reiste
dorthin, wo stets die gegend vereiste
und er riet mir: fahr hin
weil ich sicher mir bin
nicht mehr lange, dann schwimmt dort das meiste

VIII

ich springe von pfütze zu pfütze
übers auge rutscht mir grad die mütze
und mit hörbarem platsch
spring ich rein in den matsch
gummistiefel sind wirklich was nütze!

IX

lässt du abends ein kerzchen noch brennen
und vergisst es zu löschen vorm pennen
könnte später es ein
großer hausbrand noch sein
wenns passiert, kannst du nur ganz schnell rennen!

X

an den abenden mag sies gemütlich
sitzt im sessel mit büchern ganz friedlich
ließt von grausigem mord
nippt dabei oft am port
das bringt wohlige schauer minütlich

impuls: “November-Limerick”

alle texte lest ihr hier: lyrimo tag 22

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etikettier-rausch

der herbst markiert die welt
als wärs sein gut und hab
alles was abgestellt
bekommt ein label ab

als wärs sein gut und hab
was nicht im haus, ist sein
bekommt ein label ab
und sei es nur ein stein

was nicht im haus, ist sein
die wiese und der teich
und sei es nur ein stein
er labelt alle gleich

die wiese und der teich
das auto unterm baum
er labelt alle gleich
herbstetikettentraum

das auto unterm baum
alles was abgestellt
herbstetikettentraum
der herbst markiert die welt

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