fade out

er
sollte da sein
jetzt sollte er
sein
hier bei ihr
sitzen
halt gebend
die sehnsucht
beendend die sie
nächte durchwachen
ließ
jetzt da
er sein sollte
war er nicht gekommen
wie jedes mal war
er nicht
da
hatte sie längst
vergessen
wer er war
auf den sie
wartete

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

unter der alten kastanie

die glanzlackierten braunen knospenspitzen
an den kastanienzweigen rissen heute auf
bevor grünhändig sie im himmel fingern
setzen sie ihren häuptern kerzen auf

wenn dann den zweigen grüne igel wachsen
wird dieses jahr schon längst erwachsen sein
des sommers füllhorn schenkt dann reich ernte
und läutet zeiten eines großen wandels ein

der baum wird in der zwischenzeit viel sehen
ich werde sicher ihn ganz oft passieren
die amseln ziehen zweimal kinder auf

hunde schnüffeln am stamm das weltgeschehen
in seinem schatten wird wer einen kuss riskieren…
und plötzlich ist das jahr im zieleinlauf

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rückblende

als er
heute anrief
war da diese
warme berührung
kurz nur und
alles umfassend
sein blick
(sie vermeinte ihn
in seiner stimme
zu spüren)
ließ sie erröten
und einen moment
dachte sie daran
einfach nicht
aufzulegen einfach
weiter zu lauschen
einfach diesen
moment zu dehnen
wie damals

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berichte von einsamkeit

13

vielleicht
wenn sie wüsste
was es war…
wenn es gestalt
annähme vielleicht
konturen hätte
dann vielleicht?
das zagen dort
wo vielleicht ihre
mitte war rumorte
all diese fragen
schritte auf ihrem weg
zur gewissheit?
sie wusste doch längst
was es war
ihr sehnen
sollte sie es
aussprechen ihm
einen namen geben
eine gestalt
hörte es dann auf?

sie schloss die augen
tonlos formten
ihre lippen den satz
der stets durch ihre
träume geisterte
erhielt atem und ton
sich zugehörig fühlen
nur einmal, das!
sie öffnete ihre augen
und sah in die welt
die sie umgab

und da saß sie nun
und wartete darauf
dass etwas verschwand
das sie noch immer
war

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berichte von einsamkeit

12

auf der
ersten bank
der ganz nah
an der straße
saß er nun wieder
etwas verfroren noch
vom ersten morgenlicht
bis der abend kam
saß und schaute
nach den hastenden
den flanierenden
den einsamen den
verbundenen
und schien glücklich
zu sein
vielleicht weil er
die einsamkeit des
graukalten winters
tauschen konnte
mit der geschäftigen
einsamkeit eines
kommenden sommers

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