grüne fee #lyrimo no. 6

in der nische
dort wohin nur
die wintersonne
lugen konnte
saß sie abends
mit dem speckig
zerbrauchten buch
grau eingebunden
las baudelaire
las immer nur
das eine buch
las und trank
absinth den sie
mit tiefem blick
umarmte wenn ein
rarer lichtstrahl
ihn kurz leuchten ließ
‚mein abendgrün‘
murmelnd las sie
und sie trank
und saß dort
alle abende
mit baudelaire
und er murmelte
von abendgrün als
sie trank und las
mit baudelaire
dann verwaiste
die nische das
grün verlief sich
im grauen einband
die frühlingssonne
wusste nichts mehr
von baudelaire und
vom absinth

impuls: „Abendgrün“

alle texte lest ihr hier: lyrimo tag 6

© 2019, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

gedenken

unter diesem
glatten stein
ein gewesen
darüber blättern
bäume geschichten
von lebendigkeit
mühsal und liebe
farbige erinnerungen
lass sie dort
uns zu wärmen in
unserem sein

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nach dem abschied

für meinen sohn

die wärme
der letzten umarmung
trägt noch immer
mich durch die
nüchterne kühle
der tage

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nein

manchmal
wenn ich dich
erinnere
lächelst du
als wäre da noch
ein gefühl
manchmal fragt
dein blick
was geschah
meist aber dieser
blick der nur
den fehler sucht
dann schließe ich
die tür

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früh übt sich

wie wir
als kinder uns mühten
die sandigen streifen
zwischen den steinen
nicht zu treffen
von stein zu stein
sprangen wir voran
fast perfekt in der
mitte zu landen
heute wandern wir
zielsicher über
breite alleen von
fettnäpfchen

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