relikt

dein blick
ich spüre ihn noch
ernst war er
suchte griff und halt
zwang mein wollen
in die knie
schrumpfte mein sein
raubte mich mir
nicht ohne spuren
dein blick
alb dunkler stunden
ich spüre ihn noch
lange

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

bücherfund

zwischen den
dichtbedruckten
blättern dieses
eine, das platte
trockene wörterlose
rötlichgelbe blatt
das mir doch noch
so viel erzählt
damals und
von uns

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

sammelsurium #lyrimo No. 30

ach sieh
der alte zettelkasten
was uns damals wohl
wichtig war?
taxi – das kam zu spät
weißt du noch?
der knopf – der für alle fälle
der doch nirgends wirklich passte
dose und farbe –
diese eine die schon feststand und
jene andere um die wir
leidenschaftlich stritten
wurden wir uns jemals einig?
der würfel – beim kniffeln
ewig heruntergefallen und
irgendwann aussortiert
der blaue strich – alles
was von einem einst weisen satz uns endlich
noch blieb
einiges kann ich blass
erinnern
aber
wer schreibt denn
auf einen pappendeckel
pappendeckel?

impuls: zettelkasten (darinnen: pappendeckel, taxi, dose, farbe, würfel, knopf und blauer strich)

alle texte lest ihr hier: zettelkasten

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

rast #lyrimo No. 24

durchtränkt
vom regen der
seit stunden schon
die pfade weicht
klopfen an der
groben hütte im hang
wo der senn mit
der herde in
einsamkeit die
bergsommer verbringt
drinnen ein tisch
ein bett, viel gerät
und im zentrum
des offenen raumes
der große ofen
der unsere jacken
trocknet und uns
wärmt als wir
dem senn lauschend
warten auf das
ende des regens
in der hand
das glas frischer
buttermilch

impuls: ein getränk

alle texte lest ihr hier: ein getränk

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

schatz #lyrimo No. 21

auf dem schoß
die zigarrenkiste
eine von jenen
die er immer
gekauft hatte
runzlige hände
streichen über den
vom alter verzogenen
deckel ehe sie
ihn öffnen
der schwarze füller
mit der goldenen feder
ein brief mit wörtern
liebevoll in engen zeilen
und dieser sehr alten
schrift wohl gesetzt
die beiden stocknägel
vom gemeinsamen bergsteigen
mit dem alpenverein
drei feldpostkarten
aus einem eisigen land
sie streicht über
die kiste wie über
das kind einst
in ihrem leib
das er nie auf
seinen armen
tragen würde
die hände streichen
bis sie innehalten
auf all dem was ihr
geblieben ist

impuls: kiste

alle texte lest ihr hier: kiste

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.