29. dezember

das alte jahr hat sich im grau
der schweren wolken eingehüllt
vor tagen weißte schnee das bild
die sonne scheint sehr ungenau

in baumgeästen wachsen krähen
sie sind als einzige grad da
wohin der muntren sänger schar
wohl zog? ich kann hier keine sehen

am müllplatz ist reger verkehr
die pappen stapeln sich zu türmen
nun darf es bitte bloß nicht stürmen
sonst wirbeln sie wie laub umher

die feuchte kälte kriecht hinein
in alle ritzen, alle glieder
ich reib die hände, wünsche wieder
es möge doch ein wenig schnein

das alte jahr hat kaum noch zeit
von guter aussicht keine post
die letzten blüten fror der frost
zum mahnmahl der vergänglichkeit

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

dezember-elegie

das blattwerk wird schon dem kalender schütter
das jahr vergeht, noch eh ich es begreif
der wind weht kalt und und kriecht in alle knochen
das jahr vergeist und wird belegt mit reif

die tage hellen spät und schwinden schneller
die sicht wird mir vom nebelgrau verhängt
an kahlen lindenkronen knospen krähenschwärme
ihr lärm hat allen vogelsang verdrängt

jetzt ist die zeit, da möcht ich mich verkriechen
ich träume nun davon, ich wär ein bär
so richtig satt und warm die kalte zeit verschlief ich
und ich erwachte erst, wenn wieder frühjahr wär

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

optionen #lyrimo No. 2

ein teurer schmuck?
ein riesig haus?
macht deinen wert
ein titel aus?

ein lächeln
im vorübergehen
ein stiller
tiefer augenblick
eine berührung
ein verstehen
ein zartleichtes
gefühl von glück
beim atemholen
frische luft
ein quell der deinen
durst dir stillt
ein lauer hauch
mit rosenduft
ein tuch das dich
bei kälte hüllt
ein unterschlupf
immer ein brot
einen vertrauten
in der not

entscheide nur
was dir entspricht
ich weiß schon was
mir wichtig ist.

impuls: prädikat: besonders wertvoll

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

sturmwarnung

der beletage fehlte heute
schon nachmittags das sonnenlicht
der himmel trug längst strubbelkopf
durch denn kaum noch ein lichtstrahl bricht
die bäume wiegten ihre kronen im
sog des des rauen böenlaufs
das ist das vorspiel erst zum tanz
der wind bekommt noch mehr gewicht

es regnet blätter allerorten in
allen tönen gelb, braun, rot
rechtzeitig noch nach haus zu kommen
scheint nun das wichtigste gebot
wer weiten weg noch hat, beschleunigt
unweigerlich jetzt seinen schritt
fühlt man doch sicherheit im warmen
wenn einem so ein herbststurm droht

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

herbst|zeit|lose

untrüglich weisen nun schon alle zeichen
längst darauf hin, dass dieser sommer ging
die linde, die noch grad voll blattwerk hing
lässt nun konfetti gelb mit jeder bö entweichen

es ist ein übergang. noch scheint es nicht beschlossen
was folgen wird dem sommer dieses jahr
noch scheint die sonne, ist der himmel klar
da seh im gras ich zarte lila blüten sprossen

wenn alles reift, sie deuten auf ein weiter
als fielen sie alleine aus der zeit
und wenn man meint, der winter stünd bereit
schütteln im wind sie ihre häupter heiter

fast scheinen sie uns etwas zu bedauern
dass wir so hängen an der zeit diktat
sie blühn an sommers ende in der tat
ihn bis zu herbstes ankunft zu betrauern

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.