nachtmahr

wenn es im winter früh schon auf dem heimweg dämmert
dann wirkt der viel mehr als nur geheimnisvoll
und grauslich auch, ich fühle mich belämmert
und frage mich, ob ich nicht lieber rennen soll

es ist so schreiend still, die großen dunklen bäume
stehen nur da, als wären sie aus pappmaché
es ist, als ob im schlimmsten meiner träume
ich allerorten dunkle böse geister seh

dann kommt der ort, da wo die alte eiche
ganz knorzig ihre arme in den himmel reckt
ein anblick wie eine verrenkte leiche
obzwar ichs weiß, werd ich ein jedes mal erschreckt

und wenn dann später noch ein grauer nebelfetzen
vom boden hochsteigt bis hinauf zum wipfel
den allerletzten mut mir wandelt in entsetzen
ein knackend zweig treibt dieses auf den gipfel

wenn irgendwann viel später dann zu hause
im bette schweißgebadet ich erwacht
merk ich, der alb war doch nur eine flause
schüttle ihn ab und gleite in die nacht…

© 2023 – 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

nach der sturmnacht

schaut man heut in die welt hinaus
dann trägt sie loden grau in grau
die tanne sieht ganz traurig aus
noch gestern fand sie sich sehr schau

dann kam der sturm, er rüttelte
an ihr herum mit aller kraft
dass sie den schmuck abschüttelte
das hat er schließlich auch geschafft

kugeln, lametta sind zerzaust
die lichterkette scheint verschwunden
sie leuchtet nun im bau der maus
die hat sie schließlich ja gefunden

ihr bau ist voll staunender gäste
ein wahres drüber und auch drunter
stollen? ha! nur noch krümelreste
das ist ja wohl ein weihnachtswunder…

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

beiläufige begebenheit

sie sind sich beiläufig begegnet
im november, abends in der stadt
sie weiß noch wie stark es geregnet
und das stadtlicht gespiegelt hat

und sie standen im torbogen unter
warteten, dass der wolkenbruch ging,
sie beäugten sich, lächelten munter
so begann, was sich bald schon verhing

er trank heißen grogh, sie schokolade
als sie aufwärmten sich im café
als es schloss, fanden sie das sehr schade
und begannen flugs ihr tête-à-tête

eine woche schon währt’ die romanze
und schon weniger wurde die glut
und man schaute nach andern beim tanze
ein paar wochen gings sicher noch gut

jeder weiß, dass es früh oder später
erlischt, wenn es gar zu hell brennt
er sei wieder single, gesteht er
man habe sich beiläufig getrennt

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keine chance

ein lauter schrei
hallt durch das haus
ganz deutlich klingts:
ich will hier raus!
ich spür wie
etwas an mir reißt
haut spannt wie folie
fest verschweißt
dehnt sich und
gibt kein quentchen nach
nochmal der schrei
ich merke, ach
das bin ja ich
die sich da windet
die haut sich krallt
ob sich nicht findet
ein kleines loch
um zu entkommen
doch da ist nichts
vom kampf benommen
realisier ich
(dritter schrei)
ich komme niemals
von mir frei
muss leben mit
den eignen macken
kann mir kein
andres leben backen
mit der erkenntnis
lass ich los
ich schrei nicht mehr
ich seufze bloß…

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windige begebenheit

tagsüber lief ich durch das grün
ich eilte sehr und staunte doch:
wieviele menschen vormittags
durch unsre parkanlagen ziehn!
arg rüttelte an mir der wind
und an der wiese schaute ich
was denn die vielen leute machen
sie hielten leinen in der hand
doch nirgends sah ich einen drachen
es flogen krähen nur und blätter
dabei war heut doch drachenwetter!
doch dann sah ich genauer hin
zu den leuten mit den schnüren
sah, dass ich wohl im irrtum bin
wie die scham stieg konnt ich spüren
als ich erkannte, was sie taten
sie führten hunde nur spazieren
auf das schämen folgte just lachen
erleichtert, dass sie unten blieben
dann hat der wind mich fortgetrieben…

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.