november-so-nett

das jahr kommt langsam in die jahre
und färbt wie jemand, der versucht
zu verhindern noch der jugend flucht
in bunten farben sich die haare

der wind kommt, strubbelt alle köpfe
den bäumen geht das blattwerk aus
längst schläft im nest die haselmaus
die jacken schließen alle knöpfe

die hände friern, die füße auch
gesichter ruhn auf dicken schals
die sonne macht sich häufig rar

herdfeuer husten über dächern rauch
und gänse fliehn mit langem hals
november ists, wie jedes jahr

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

dem november

november, schick mir deine winde
die alles, was nicht fest, verwehen
auf dass ich davon nichts mehr finde
ich sähe wieder feste gründe
auf welchen sicher ist zu gehen

und lass nur deine nebel steigen
die jede kante wabern weich
die nicht die scharfen kanten zeigen
decken das laute zu im schweigen
verschlucken mich in ihrem reich

es ist nicht viel, was ich ersehne
ich weiß es ja, du trägst gern fahl
wenn ich in meinem sessel lehne
beim schein der kerze mag ich jene
tage gern, gelegentlich einmal

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

nachtreim

der mondrand scharf wie eine axt
sonst ist nicht viel von ihm zu sehen
die wolken fliehen durch die nacht
wohl vor den winden, die kalt wehen

der blick hinaus vergeblich scheint
denn allzuviel erkenn ich nicht
bin schließlich keine fledermaus!
brauch für die orientierung licht

mein leben spielt am tage meist
und doch mag ich die nacht ganz gerne
ich schau hinauf ins dunkle all
und freu mich, sehe ich die sterne

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

gang durch die gärten

die jungfernrebe errötet schon
und schwer hängen die apfelzweige
hörst du diesen melancholischen ton
des sommers, der bald nun geht zur neige?

der sonneblume wird der kopf so schwer
sie meisen freuts, die auf ihr sitzen
trägt sie ein schwarzes kernemeer
von dem sie naschen und stibitzen

die sonne streicht mit warmer hand
über den heckenrosenstrauch
dort strahlt ein hagebuttenbrand
und ein paar blüten leuchten auch

am wegrand klackerts nun im kies
die eiche wirft mit ihren früchten
wenn es erst die kastanie tut
muss man aus ihrem Umkreis flüchten

und im vorbeigehn nasche ich
brombeeren, groß, schwarz und rund
wie gut sie schmecken, freu ich mich
und stecke sie schnell in den mund

und lausche dem melancholischen lied
vom kommenden abschied und dämmerschein
wenn durch den herbst dann nebel zieht
wird der sommer nur mehr erinnrung sein

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

september-elegie

der sommer kam nochmal zurück
er wärmt die haut die gestern fror
fahl ist doch schon der sonne blick
mir kommts wie eine täuschung vor

ich trau dem frieden nicht so ganz
wohnt doch schon längst der herbst in mir
und so erwarte ich blättertanz
und nebeltage vor der tür

ich blicke auf und sehe licht
im hof das frohe kinderspiel
meine gedanken stört das nicht
sie werden grau in mir und still

in meiner seele dämmerts schon
ich hab die schwermut längst im blick
es fehlt der vögel zwitscherton
auch wenn der sommer kam zurück

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.