erinnerung an einen Sommer #lyrimo No. 18

dort
wo die welt
auf sand gebaut ist
weites land unter
hohen himmeln
kreisen milane
kiefernwälder
passierten uns
äcker und wiesen
lerchenruf
ab und zu
eine karte gespickt
auf die spitze eines
stolzen kirchleins:
geduckte dächer
eines dorfes
geteilt vom band
rundgefahrener
granitbuckel
dann versank der
reifen erneut
im märkischen
sand

impuls: „radwege“

alle texte lest ihr hier: lyrimo november 2020

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

vom buch. #lyrimo No. 4

ist immer für mich da
geduldig wartet es
öffne ich es schließlich
verändert sich die welt

geduldig wartet es
in unserm zwiegespräch
verändert sich die welt
für diesen augenblick

in unserm zwiegespräch
wechsel der perspektiven
für diesen augenblick
entsteht bald neue frage

wechsel der perspektiven
worte eindringlich still
entsteht bald neue frage
die neue antwort bringt

worte eindringlich still
die mich zum nächsten führen
die neue antwort bringt
eins dieser tollen freunde

die mich zum nächsten führen
öffne ich es schließlich
eins dieser tollen freunde
ist immer für mich da

impuls: ein gegenstand, zum leben erweckt

alle texte lest ihr hier: lyrimo November 2020

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goldene gans #lyrimo No. 3

wie das gold lockte
sie mussten es haben
und griffen danach
es ersetzte ihnen
beinahe das licht

gold gold gold!
wie begehrlich
strecken die hände
sie danach aus
ein stück vom
glänzenden ding
zu ergattern

und waren gefangen
im zug derer die
ihm folgten
verloren die macht
eigene wege zu gehen

die freude war ihnen
längst vergangen
in ihrer dunkelheit
liefen sie doch
und liefen und liefen
am großen glanze
klebend endlos
getrieben

ein lachen bewirkte
dass sie losließen
sich vom kleben
am gold befreiten
das leben kehrte zurück
(ja, die mühsal auch)
das licht und
die freude

dass der arme
die prinzessin bekam
ist natürlich
ein märchen

impuls: märchen und sagen

alle texte lest ihr hier: lyrimo November 2020

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ent|täuscht

sie saßen bequem in den sesseln
und verstanden die welt nicht mehr
sie hielten sich fest an den händen
und schwiegen doch ratlos einher

sie dachten daran, wie sie damals
sich verliebten mit nur einem blick
nur sich brauchten und niemals mehr andre
und für ewig gemacht schien das glück

doch nun können sie sich nicht erklären
was da schief lief im laufe der zeit
dort inmitten zerborstener träume
mrken sie wie die einsamkeit schreit

in dem wunsch, alles solle so bleiben
froren sie in der illusion ein
die fassade bekam erste risse
und die wirklichkeit tröpfelte ein

und da saßen sie nun in den sesseln
sie erkannten den andern nur schwer
als ihr händedruck langsam sich löste
vermissten sie sich schon nicht mehr

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schaukel

beide hände
umfäusteln fest
die seile die
das brett halten
das als sitz dient
einmal angetippt
die beine in
den flug stemmen
und den rumpf ins
gegenteil wieder
und wieder und wieder
beherzt weiter schwingen
hohe gewinnen und
das kribbeln fühlen
an dem punkt da alles
still steht einen moment
um dann ins den lauf
umzukehren wieder und
wieder zu steigen
bis man meint
nun flöge man sebst
.
ob ich es heute noch
genauso empfände?

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