novemberblues #stalywo No. 1

das dunkel dehnt sich in die tage
es dauert, bis der morgen graut
vom wind verweht die bunten blätter
allem wächst eine graue haut

die üppigkeit ist längst verschwunden
wirft mich ganz auf mich selbst zurück
befragt mich nach dem sinn des lebens
und meiner auffassung von glück

beschwert ist jeder meiner schritte
vom nebel ward verschluckt mein weg
nun irre ich, such neue ziele
unklar, wohin ich mich beweg

ich zieh den kragen meiner jacke
nach oben, ganz nah an mich ran
wünsch, dass geborgenheit er geben
und mich vor kälte schützen kann

das ist mein beitrag zum impuls melancholie beim #stalywo

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

haiku No. 455

ein neuer kater
erkundet den dunklen hof
ein prinz der stille

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zeitwunden

stetig
tröpfelt das gift
verbrennt die ränder
zerspleißt die tage
in fetzen in krümel dann
zu staub zuletzt fällt
so die zeit aus
dem rahmen der
lang schon nichts
mehr ist als hohle
phrase

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1. november. abends

es ist
kühler geworden
in den vorstadtstraßen
ein verschleierter mond
nimmt unmerklich zu
an der betonkante
im trüben licht
der haltestelle
grauen wartenden
die müden gesichter
ins schwärzende blau
des frühen abends
wirft ein dachfirst
zwei handvoll
krähen

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überall

es ist herbst
ich sehe es doch
schalheit überzog
alles erfreuliche
mit trübem gilb
es ist herbst
ich spüre es doch
viele vögel ziehen
an andere orte die
weniger vom rauen
ihnen verheißen
es ist herbst
die leute die
zum bleiben entschieden
nun da ganz sicher
der frost bald sie berührt
rüsten sich gegen die
alles zerbröselnde kälte
längst ist es herbst
hüllt in dunkelheit
was lang schon
stumpf geworden
ich spür den herbst
er ist überall
angekommen

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