Ratlos

Der
Tag trägt
einen schwarzen Trauerrand
Sie ging aus unbekanntem
Grund

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Études. 4

Zuweilen juckt mich so ein Reim –
die Idee ist nicht ganz klar –
Die Form enthüllt den ersten Keim,
der dafür wohl der Anstoß war.

Nein, die Idee ist noch nicht klar.
Doch weil die Lust am Ausprobieren
dennoch mich zum Schreiben zwingt,
tauche ich ab ins Fabulieren.

Und diese Lust am Ausprobieren
lässt mich erst nach Vollendung ruhn.
Zwingt mich die Suche nach den Versen
zum Gehen in zu großen Schuhn?

Erst nach Vollendung kann ich ruhn.
Die Form gebiert den ersten Keim
Am Ende ist es ein Pantun,
zu dem mich trieb der kleine Reim.

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Abschied. Umarmung

Die letzte Umarmung
beim Abschiednehmen
berührte nicht nur
Mutter und Sohn
Sie band alle Gedanken
alle Worte – auch
die ungesagten –
alle Gefühle uns wie
eine große Schleife
in unsere Erinnerung

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Sonntag. Früh wach

Es ist noch still
Der Himmel drängt
mit seinerm ersten
Licht in meine Welt
Schon ziehen alle
Dinge um mich herum
ihre Formen und
Konturen an
Meine Gedanken
putzen sich
striegeln sich das
wirre Fell und ziehen
sich einen Scheitel
Wie junge Mädchen
vor einem Fest
schnattern sie sich
aufgeregt in diesen
Tag

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Freude, Freude

„Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!“

Friedrich Schiller: Ode an die Freude

Wie der
Süße Brei:
In mir wallen
die Gefühle
kochen und
brodeln und
steigen auf
bis sie über
den Rand wabern
Überfließen
und in die
Welt müssen

Mir ist
nach tanzen
singen
jubeln
und die
Welt umarmen

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