herbst-elegie

das jahr beginnt
abzublättern von
den bäumen und
den mauern
die sonne schlägt
ihren bogen flacher
wenn sie nicht
ohnehin weißgraue
schleier trägt
krähen ersetzen
den stadtbäumen
das schütter
werdende laub
den passanten
schrumpfen die
gesichter und
werden grau
rückzug üben
die schnecken in
ihren häusern
manch einer wird
nun unsichtbar

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

herbst|zeit|lose

untrüglich weisen nun schon alle zeichen
längst darauf hin, dass dieser sommer ging
die linde, die noch grad voll blattwerk hing
lässt nun konfetti gelb mit jeder bö entweichen

es ist ein übergang. noch scheint es nicht beschlossen
was folgen wird dem sommer dieses jahr
noch scheint die sonne, ist der himmel klar
da seh im gras ich zarte lila blüten sprossen

wenn alles reift, sie deuten auf ein weiter
als fielen sie alleine aus der zeit
und wenn man meint, der winter stünd bereit
schütteln im wind sie ihre häupter heiter

fast scheinen sie uns etwas zu bedauern
dass wir so hängen an der zeit diktat
sie blühn an sommers ende in der tat
ihn bis zu herbstes ankunft zu betrauern

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

vom wege

jetzt ist die zeit
da die jungfernrebe errötet
ob des anblicks sich
entblößender bäume

letzte beeren schwärzen
um jeden raren strahl
einer flachwandernden sonne
noch umzuwandeln in süße

im schatten rauer stämme hat
irgendwer winzige samtschirme
zwischen weiches moos und
raschelndes laub gesetzt

nun dauert es nicht mehr lang
dass in klaren funkelnden nächten
den pfützen die spiegel
erblinden

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

elegie

ich laufe durch die straßen meines viertels
sie sehen anders aus als kürzlich noch im mai
die sonne streift längst nicht mehr jede ecke
kastanien geben ihre kinder frei

der rauwind macht die lindenkronen schütter
die schnecken suchen langsam ein quartier
den winter still und starr bald zu verschlafen
wir sind im jahresviertel nummer vier

die ersten menschen tragen warme kutten
die ersten stühle werden reingestellt
der sommer schwindet langsam aus dem sinn

ich zähl an allen zweigen hagebutten
und frage für mein dasein in der welt
in welchem meiner viertel ich denn bin

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haiku No. 430

vor dem ergrauen
braucht die welt alle farben
leuchtendes finale

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